Weihbischof Krätzl feierte genau 40 Jahre nach seiner Bischofsweihe am Christkönigssonntag das Hochamt im Wiener Stephansdom.
Weihbischof Krätzl feierte genau 40 Jahre nach seiner Bischofsweihe am Christkönigssonntag das Hochamt im Wiener Stephansdom.
Evangelium zum Christkönigsfest drängt zum „klaren politischen Einsatz in einer Welt voll Armut, Terror, Flucht und Heimatlosigkeit“.
Die Kirche selbst und vor allem die Bischöfe haben für ihren Dienst Maß zu nehmen „am Bild des Hirten und nicht eines feudalen Königs“. Dies betonte Weihbischof Helmut Krätzl im Wiener Stephansdom am Sonntag, 26. November 2017 beim Hochamt zum Christkönigsfest. Die Lesung aus dem Propheten Ezechiel mache deutlich, dass es um kein „feudales Königsbild“ geht, sondern um „einen Hirten, der sich mit aller Sorge um seine Herde kümmert“, sagte Weihbischof Krätzl, der vor genau 40 Jahren – am Christkönigsfest des Jahres 1977 – gemeinsam mit Florian Kuntner von Kardinal Franz König zum Bischof geweiht worden war, in seiner mit stürmischem Applaus bedankten Predigt. Christus, der König, sei letztlich der Dornengekrönte, der „von seinen Hirten verlangt, zu suchen, was verloren war, zu heilen, was verwundet ist und von jenen zu lernen, die radikal Christ sein wollen“.
Wie im Text des Propheten Ezechiel trage Papst Franziskus Bischöfen und Priestern auf, hinauszugehen bis an „die existenziellen Grenzen der Menschen“ und die Verlorenen zu suchen, stellte der Weihbischof fest und nahm auf die Kirchenaustritte Bezug: „Wir müssen die Ausgetretenen fragen: warum? Vielleicht, weil sie in der Kirche keine Antwort auf ihre existenziellen Probleme gefunden haben und daher eine andere Weide suchten. Vielleicht, weil sie eine Kirche erlebten, die mehr Moral forderte als ihnen in der Not neue Wege öffnete. Die ‚Verlorengegangenen’ drängen uns, die Art der Verkündigung neu zu überdenken und neue Akzente der Pastoral zu finden“.
Papst Franziskus verwende heute gern für die Kirche das Bild vom Feldlazarett, erinnerte Weihbischof Krätzl. Der Papst wolle der Welt von heute durch die Kirche nicht „einen Gott der Gebote und der Moral vorstellen, sondern einen der Barmherzigkeit“.
In diesem Zusammenhang ging Weihbischof Krätzl auf die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen ein, die ihn schon seit 1979 beschäftigte, als er vor dem Priesterrat der Erzdiözese dazu referierte und sich dabei auf die pastoralen Überlegungen des jungen Joseph Ratzinger stützte: „Papst Franziskus hat in ‚Amoris Laetitia‘, dem nachsynodalen Schreiben nach der Bischofssynode über Ehe und Familie, nur kurz, aber doch deutlich diese Frage behandelt: Eine zerbrochene eheliche Bindung, eine unwiederbringlich verlorene Liebe lässt sich nicht vom Gesetz allein her lösen, sondern muss Heilung auf verschiedene Weise suchen – vielleicht auch im Zugeständnis eines neuen Anfangs“. Aber auch sonst sollten die Menschen in der Kirche erfahren, dass sie „heilend und gnädig“ mit den Brüchen ihres Lebens umgeht.
In Predigt und Verkündigung gehe es nicht so sehr um Mahnungen und Gebote, sondern um die „immer größer werdende Nähe zu Gott“, so der Wiener Weihbischof. Diese Nähe solle auch in der Feier der Sakramente zum Ausdruck kommen. Die Kommunion sei „kein Lohn für Wohlverhalten“, sondern „Kraftquelle in vielfacher Bedrängnis“.
Zur Hirtenaufgabe nach dem Bild des Ezechiel gehöre es aber auch, „die Starken zu behüten“, stellte Weihbischof Krätzl fest. Er denke dabei gerade an jene, die neue Wege suchen und denen „bewusst geworden ist, Mitverantwortung in der Kirche zu tragen“. Unter ihnen seien auch jene, die ungeduldig geworden sind, wenn sich die Kirche zu wenig erneuert und die „mit Kritik nicht sparen“. Hier dürfe man nicht voreilig verurteilen oder das Gespräch verweigern. Vielmehr gehe es um den Dialog, der „uns einander näher bringt“.
Im Hinblick auf die Gerichtsrede im Matthäus-Evangelium, die am Sonntag in den Gottesdiensten verlesen wurde („Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben…“) wies der Wiener Weihbischof den von manchen Kritikern geäußerten Vorwurf einer falschen Anpassung der Kirche an die Welt („Flüchtlingskaffee statt Gottesdienst, Klimapapiere statt Volksmission“) zurück. Denn die Guten würden – wie man bei Matthäus lesen könne - gerechtfertigt, weil sie „im Hungrigen und Kranken, im Obdachlosen und Gefangenen – heute würde man hinzufügen: auch im Flüchtling – das Antlitz Jesu erkannt haben: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. Das dränge zu einem „klaren politischen Einsatz in einer Welt voll Armut, Terror, Flucht und Heimatlosigkeit“. Es gehe nicht um einen parteipolitischen Einsatz, sondern um die Würde des Menschen. Der Geist Jesu Christi wachse nur dort, „wo seine Liebe und sein Einsatz für den Nächsten radikal versucht wird“, so der Bischof.
Abschließend hob Helmut Krätzl seine Verbundenheit mit dem 1994 verstorbenen Weihbischof Florian Kuntner hervor, mit dem er in vielen Fragen einig gewesen sei. Bis heute sei Kuntner ein Vorbild für ihn geblieben. In seinen Dank an Gott schloss der Bischof seinen Dank an die vielen Menschen ein, die ihn in den letzten 40 Jahren begleitet hatten. Insbesondere erinnerte er auch an das Vorbild „von Kardinal König und anderen Bischöfen“.
Konzelebranten Helmut Krätzls beim Festgottesdienst im Stephansdom waren u.a. der Gurker Diözesanbischof Alois Schwarz, der Linzer emeritierte Bischof Maximilian Aichern und der Wiener Weihbischof Franz Scharl.