Herr, gib ihr die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihr.
Lass sie ruhen in Frieden.
Amen.
Herr, gib ihr die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihr.
Lass sie ruhen in Frieden.
Amen.
+ 2.Mai 2019
Missionkongregation der Dienerinnen des Hl. Geistes
Nachruf für Schw. Bertheides SSpS, Hildegard Kretschmer
Geboren 17.08.1922 in Saubsdorf, heute Tschechien
Eintritt 31.08.1946 St. Koloman, Stockerau
Erste Gelübde 08.06.1949 St. Koloman, Stockerau
Ewige Gelübde 08.12.1954 St. Koloman, Stockerau
Gestorben 02.05.2019 St. Koloman, Stockerau
Begräbnis 06.05.2019 St. Koloman, Stockerau
„Wende dein Ohr mir zu, erhöre mich, Herr. Beschütze mich, denn ich bin dir ergeben.“ (Ps 86,1-2)
Hildegard wuchs als Dritte von 13 Kindern in Saubsdorf, Diözese Breslau, ehemals Sudentenland und heute Tschechien auf. Als langjähriger Gemeindesekretär genoss ihr Vater bei den Leuten großes Vertrauen; außerdem arbeitete er im Steinmetzbetrieb seines Vaters mit. Hildegard half in der schweren Zeit während des Krieges zuhause in der kleinen Landwirtschaft und als eine der Älteren auch bei der Sorge für die große Kinderschar.
1946 wurde die Familie zwangsweise ausgesiedelt und fand in Deutschland eine neue Heimat. Hildegard las leidenschaftlich gerne Bücher, auch solche, die von der Arbeit der Steyler Missionare berichteten, doch dachte sie damals noch nicht daran, selbst Missionarin zu werden. 1945, kurz vor Kriegsende, hatte sie bei einer Abendandacht eine starke Gotteserfahrung. Bei den Worten eines Jesuitenpaters, dass die Welt mehr Gebet brauche, fühlte sie sich persönlich angesprochen. Sie erzählte jedoch niemandem davon. Auf Anraten des Priesters nahm sie sich täglich Zeit zum Gebet und spürte, wie es sie veränderte.
Zufällig fand Hildegard auf dem Dachboden in einer alten „Stadt Gottes“ die Adresse vom St. Koloman Kloster. In der Antwort auf ihren Brief wurde sie gebeten, sich persönlich vorzustellen, was in den Nachkriegswirren äußerst schwierig war. In der Zwischenzeit hatte ihr Bruder auf der Rückkehr aus der französischen Gefangenschaft in der Nähe von Salzburg eine Arbeitsstelle gefunden.
Hildegard plante, ihn zu besuchen und sich dann in St. Koloman vorzustellen. Tatsächlich gelang es ihr, auf abenteuerlichen Wegen trotz der Behinderungen durch die verschiedenen Zonen der Alliierten zuerst zu ihrem Bruder und dann, teils zu Fuß, teils mit verschiedenen Fahrgelegenheiten, nach Stockerau zu kommen. Die Überraschung der Provinzoberin Sr. Chrysogona war groß, und wegen der schwierigen Umstände gab man ihr sofort die Aufnahme. Sie fuhr noch einmal nach Hause, um ihre Familie zu informieren und die nötigen Sachen zusammenzupacken.
Schwierig war die Besorgung der Einreisepapiere für Österreich; später erfuhr sie, dass die Provinzoberin und Kardinal Innitzer sich dafür eingesetzt hatten.
Im Juni 1949 legte Sr. Bertheides ihre Ersten Gelübde ab. In den ersten Jahren im Kloster erwies sie sich als tüchtige Köchin, und man dachte schon an eine entsprechende Laufbahn. Wegen gesundheitlicher Probleme musste sie jedoch nach zwei Jahren die Kochtöpfe mit der Schulbank tauschen und so machte sie die Lehrerinnenausbildung, die ersten drei Jahre privat in St. Koloman und die folgenden zwei Jahre in Wien-Kenyongasse.
Ab 1958 unterrichtete sie in unserer Volksschule in Wien-Alxingergasse. Nachdem sie 1964 die Lehrbefähigung für Englisch erworben hatte, unterrichtete sie auch an unserer dortigen Hauptschule Englisch, Deutsch und Geschichte.
Ab 1971 war Sr. Bertheides Leiterin der Schwesterngemeinschaft, zuerst neun Jahre im Dreifaltigkeitskloster in Wien X und dann sechs Jahre in St. Koloman. Sowohl in der Schule als auch in der Schwesterngemeinschaft kamen ihr ihr praktischer Sinn, ihre Kreativität und ihr Organisationstalent zugute.
1987 wurde sie die Verantwortliche in der neugegründeten Kleinkommunität in Weikendorf, wo sie viele Hausbesuche machte und Bibelrunden organisierte.
12 Jahre lang war Sr. Bertheides auch Mitglied der Provinzleitung.
1989, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, initiierte Sr. Bertheides eine Bibelaktion für Osteuropa und gewann dafür viele Wohltäter.
Von 1991 bis 2013 schickte sie vom Dreifaltigkeitskloster in Wien aus viele Pakete mit Bibeln und anderen religiösen Schriften in mehrere osteuropäische Länder und hatte eine reiche Korrespondenz mit Menschen, die sie unterstützten.
Dafür hat sie im vorgerückten Alter sogar noch Computer gelernt.
2012, mit 90 Jahren, gab sie ihre Autobiographie heraus: „Mein Leben – Alles Zufall?“ Die Antwort auf diese Frage gibt der Titel, den sie dem Manuskript für dieses Buch gegeben hatte: „Spuren der göttlichen Vorsehung in meinem Leben“.
2013 übersiedelte Sr. Bertheides nach St. Koloman ins Betreute Wohnen, doch blieb sie immer noch aktiv und im Kontakt mit den Wohltätern und ihren Freunden in Osteuropa.
Als die Kräfte merklich nachließen, wurde sie im Juli 2015 auf der Pflegestation aufgenommen und bis zu ihrem ruhigen Heimgang liebevoll betreut.
Gott, Heiliger Geist, auf dich vertraue ich. Nimm meinen Dank für mein Sein und Leben an!- Persönliches Gebet von Sr. Bertheides