Evo Morales schenkt Papst Franziskus ein Kreuz aus Hammer und Sichel.
Evo Morales schenkt Papst Franziskus ein Kreuz aus Hammer und Sichel.
Der Blick aus Bolivien – der Blick aus Osteuropa – der Blick aus Rom: Wie unterschiedlich können sie doch oft sein!
Während der jüngsten Reise von Papst Franziskus, die ihn nach Südamerika geführt hat, hat eines der Gastgeschenke besondere Beachtung gefunden: Der Präsident von Bolivien, Evo Morales, hatte dem Papst eine Skulptur überreicht, die Christus als Gekreuzigten auf Hammer und Sichel zeigt.
Dieses Geschenk war allerdings keineswegs eine krause Idee des sozialistischen Staatspräsidenten, sondern es ist eine Skulptur des Jesuiten Luis Espinal, der 1980 unter der Diktatur in Bolivien ermordet worden war.
Padre Espinal habe jenem Zweig der Befreiungstheologie angehört, der es mit einer marxistischen Weltsicht gehalten habe, so Papst Franziskus später im Interview auf dem langen Rückflug von der Reise: ein besonderer Mensch, der in gutem Glauben gekämpft habe.
Für Bekannte aus Osteuropa, mit denen ich in diesen Tagen zu Abend gegessen habe, war die Botschaft, die der Gastgeber mit seinem Geschenk an den Papst möglicherweise zum Ausdruck bringen wollte, nicht so zugänglich: hatte doch in ihrer Heimat die Kirche gerade unter den Zeichen von Hammer und Sichel jahrzehntelang schweres Kreuz und Leid zu erdulden gehabt.
Der Blick aus Bolivien – der Blick aus Osteuropa – der Blick aus Rom: Wie unterschiedlich können sie doch oft sein!
Und wie groß ist die Herausforderung, die richtigen Worte und Zeichen zu finden, um die eine befreiende Botschaft Jesu allen zu verkünden!
Dr. Johannes Fürnkranz
ist Priester der Erzdiözese Wien und Mitarbeiter der Glaubenskongregation in Rom.