Die Franziskus-Reform könnte in Seenot geraten, wenn der Papst Meuterei auf dem eigenen Schiff duldet.
Die Franziskus-Reform könnte in Seenot geraten, wenn der Papst Meuterei auf dem eigenen Schiff duldet.
Die Kirche selbst durchläuft unter Papst Franziskus einen Reformprozess. Jede Art von Skandal beschädigt dieses Vorhaben.
Wieder sind vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan gestohlen worden.
Nicht so viele wie bei „Vatileaks“, als gegen Ende des Pontifikates von Benedikt XVI. hunderte Papiere fotokopiert und einem Skandaljournalisten ausgehändigt wurden. Der päpstliche Butler Paolo Gabriele fasste 18 Monate Haft aus, die Hintermänner kamen nie ans Licht.
Diesmal sind nur eine Handvoll Dokumente verschwunden.
Sie landeten bei demselben Skandaljournalisten, der sie in seinem neuen Buch veröffentlichte. Wem aber nützt ein solcher Skandal?
Papst Franziskus hat vergleichsweise schnell gehandelt. Der Aktenschwund flog auf, die beiden Tatverdächtigen – ein spanischer Priester und eine italienische PR-Fachfrau – wurden verhaftet und im Vatikan-Tribunal verhört, sogar am Allerheiligen-Sonntag, was Dringlichkeit signalisiert.
Der Prälat blieb in Haft. Er wirkte als Sekretär der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhles und hatte Einblick in die Finanzarchitektur des Vatikans, die in einem mühsamen Reformprozess steckt.
Auch die Kirche selbst durchläuft unter Papst Franziskus einen Reformprozess. Jede Art von Skandal beschädigt dieses Vorhaben.
Die Hintermänner sind auch diesmal unklar. Fest steht nur, dass die Franziskus-Reform in Seenot geraten wird, wenn der Papst Meuterei auf dem eigenen Schiff duldet.
Gudrun Sailer
ist Redakteurin im deutschsprachigen Dienst von Radio Vatikan in Rom.
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien