Die Frauenfrage gehört zu jenen, die der Papst lieber dem Heiligen Geist überlässt, dem inneren Voranschreiten der Kirche.
Franziskus will den Frauendiakonat prüfen? Ja und nein. Es galt, gut hinzuhören: Der Papst hat zugestimmt, eine Kommission zu gründen, die untersucht, was Diakonissen in der alten Kirche taten.
Nicht mehr und nicht weniger. Er hat nicht gesagt, zumindest nicht klar, er wolle prüfen lassen, ob es in Zukunft Frauendiakone geben kann.
Bisher wischte Franziskus die Frage nach dem Frauendiakonat immer mit Scherzen weg.
Das ging diesmal nicht: 870 Ordensoberinnen standen vor ihm, die Hunderttausende Ordensfrauen repräsentieren (eine unterschätzte Großmacht der Kirche), theologisch firm sind und ihr Leben ganz in den Dienst Jesu stellen.
So hat der Papst der Idee einer Kommission zugestimmt. Freilich nicht jener, die die Fragestellerin anregte: die wollte eine Studie zum Frauendiakonat heute. Franziskus biss an, aber im Rückwärtsgang: Diakonissen damals. Und doch!
Der Papst ist schlau – und unentschieden in der Frauenfrage. Die gehört zu jenen, die er lieber dem Heiligen Geist überlässt, dem inneren Voranschreiten der Kirche.
Er selber hat dazu nur – aber immerhin – die Überzeugung, dass es Entwicklung braucht, sonst wird die Kirche unfruchtbar.
Er weiß, er darf das Schiff im Ganzen nicht überfrachten. Aber er lässt zu, dass Kieselsteine ins Wasser fallen, die ihre Kreise ziehen. Die Frage der Frauen in der Kirche ist eine, die sein Pontifikat bei weitem übersteigt.
Gudrun Sailer
ist Redakteurin im deutschsprachigen Dienst von Radio Vatikan in Rom.
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