Es ist hochinteressant im Detail wie auch im Großen des Vorgangs: abgedankter Papst, abgeklärte Sicht, Worte, wo bisher Grabesstille war.
Es ist hochinteressant im Detail wie auch im Großen des Vorgangs: abgedankter Papst, abgeklärte Sicht, Worte, wo bisher Grabesstille war.
Benedikts Entschluss zu „letzten Gesprächen“ war mutig und wird das Nachdenken darüber beflügeln, wie sich die Kirche mit emeritierten Päpsten einrichten soll.
Darf ein Papst, der auf sein Amt verzichtet hat, sich noch zu Wort melden?
Benedikt XVI. hat diese Frage für sich mit „Ja“ beantwortet, und schon ist sein neues Interviewbuch da. Der 89-Jährige hält Rückschau, kritisch und selbstkritisch, wobei letzteres besser ankommt als ersteres.
Ohne Samthandschuhe fasst Benedikt die Kirche in seiner deutschen Heimat an. Ihr bescheinigt er viel Geld und wenig Glanz, viel Funktionärsdenken und wenig Glauben.
Die Kritik überrascht kaum, Benedikt hat sie öfter geäußert. Doch dass er sie als abgedankter Papst mitten in der wirbeligen Amtszeit seines Nachfolgers wiederholt, obwohl er die deutsche Kirche seit langer Zeit nicht mehr „lebt“, wirkt seltsam unelegant.
Seinerzeit hat Benedikt ein Jesusbuch in drei Bänden vorgelegt und es angenehm unpäpstlich zur Debatte freigegeben. Erst recht Zündstoff bieten die „Letzten Gespräche“.
Man darf die Ansichten des alten Papstes teilen oder verwerfen, nichts davon ist päpstliches Lehramt.
Man darf sich echauffieren und bekunden, das Buch schade mehr als es nutze. Es ist hochinteressant im Detail wie auch im Großen des Vorgangs: abgedankter Papst, abgeklärte Sicht, Worte, wo bisher Grabesstille war.
Nur tote Päpste reden nicht. Benedikts Entschluss zu „letzten Gesprächen“ war mutig und wird das Nachdenken darüber beflügeln, wie sich die Kirche mit emeritierten Päpsten einrichten soll.
Gudrun Sailer
ist Redakteurin im deutschsprachigen Dienst von Radio Vatikan in Rom.
Buchtipp:
Für Sie gelesen von Stefan Kronthaler
Benedikt XVI.; Peter Seewald
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