Michael Prüller ist Chefredakteur Der Sonntag - Die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur Der Sonntag - Die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
"Es gibt mir Sicherheit, dass ich weiß, dass auch Sie für mich beten."
Papst Franziskus
Immer noch berichten die Medien jede kleinste Geste des Papstes. Manchmal sind das Begebenheiten, die uns Kirchenlichtern viel zu selbstverständlich scheinen, um berichtenswert zu sein. Heute ist es mir so gegangen, als ich las, der Papst verwende Hostien, die ihm eine Argentinierin im Gefängnis gebacken habe. Aber dann ist mir doch einiges aufgefallen, was diese Geschichte besonders macht.
Der Papst hat sich bei Gabriela Caballero, die noch die Hälfte ihrer sieben Jahre Haft vor sich hat, bedankt und ihr geschrieben, dass er für sie beten wird. Ihr Geschenk habe ihn sehr bewegt. Und: "Es gibt mir Sicherheit, dass ich weiß, dass auch Sie für mich beten."
Wieder kommt die Gabe des Papstes zum Vorschein, die Schwachen aufzurichten: einer Verbrecherin – für sieben Jahre muss man schon einiges angestellt haben! – zu sagen, wie viel Sicherheit ihm ihr Gebet gibt! Und sie so anzureden:
Liebe Gabriela…
Ich denke, das ist wirkliche Geschwisterlichkeit: So würde ich vielleicht meiner Schwester schreiben, falls sie im Gefängnis landet. Die Untat wiegt dann weniger als die Verbundenheit von Bruder und Schwester. Von Kindern Gottes.
Eigentlich selbstverständlich, dass Christen so miteinander reden. Dass wir einander aufrichten, ungeachtet aller Schuld. Selbstverständlich? Würden wir wirklich dieses Bild christlicher Liebe im Alltag zeigen, fände die Welt die kleine Geste des Papstes nicht so außergewöhnlich.
Kolumne vom 1. September 2013