Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Angst vor der Solidarität mit verfolgten Christen.
Das Städtchen Sadad in Westen Syriens gehört zu den ältesten christlichen Gemeinden der Welt. Nach fast 1400 Jahren islamischer Herrschaft spricht man dort noch immer Aramäisch, die Alltagssprache Christi.
Am 21. Oktober haben Islamisten Sadad eingenommen. Eine Woche später wurden sie von Regierungstruppen wieder vertrieben. Als geflohene Christen zurückkamen, um nach ihren Verwandten zu suchen, fanden sie zwei Massengräber und 45 tote Einwohner – Männer, Frauen und Kinder.
45 Christen, die getötet wurden, weil ihre Besatzer das Christentum hassen. Die Morde von Sadad sind das größte Massaker an Christen bisher im Syrienkrieg und das größte im Mittleren Osten, seit Terroristen 2010 in Bagdad 41 katholische Messbesucher getötet hatten.
Die Päpstlichen Missionswerke haben die Nachricht von Sadad am 31. Oktober verbreitet. Kein einziges größeres Medium in Österreich hat in den Tagen danach darüber berichtet. Kein einziges. Ich war 25 Jahre lang Journalist, aber ich kann auch nicht erklären, warum.
Vielleicht, weil vielen Journalisten das Christentum ganz fremd geworden ist. Und was sind schon 45 Tote in diesem Krieg? Andere sind selber Christen, fürchten aber, dass Solidarität mit ihren Glaubensgenossen eine Art Intoleranz gegen alle Nichtchristen darstellt.
Anders als verfolgte Muslime haben aber die Christen keine Unterstützer in der Region. Der örtliche syrisch-orthodoxe Metropolit hat geschrieben: "Wir haben in die Welt hinausgerufen. Und niemand hat geantwortet. Betet für uns…"
Leitartikel vom 10. November 2013.