Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
"Wir haben nur diesen Moment, alles Leben und Lieben muss jetzt geschehen."
Schwester Gudrun Schellner
Wir können uns wohl gar nicht vorstellen, wie es den Menschen auf den Philippinen geht. Wie großartig, wenn man in einer solchen Katastrophe wirklich helfen kann. Ich beneide ein bisschen die Menschen, die dafür ausgebildet und trainiert sind, sofort zu helfen – Trinkwasser aufzubereiten, Zeltstädte zu errichten, mobile Spitäler zu führen. Wir anderen können nur Geld geben. Das ist zwar auch ganz wichtig, vor allem in weiterer Folge. Aber hilflos fühlt man sich schon.
Ich denke, es ist auch Ausdruck der Hilflosigkeit, wenn nach so schrecklichen Katastrophen die Frage gestellt wird: Warum lässt Gott das zu? Dabei gehört der Tod untrennbar zum Leben. Jedes Jahr sterben allein in Österreich rund 80.000 Menschen, und das erscheint uns doch vollkommen normal. Wieso lässt es Gott überhaupt zu, dass Menschen vor der Zeit sterben? Darauf gibt es keine schnelle Antwort.
Aber wir müssen mit dieser Möglichkeit des plötzlichen Todes leben. Vor kurzem habe ich einen Satz gelesen, den eine Mitarbeiterin der Erzdiözese, Sr. Gudrun Schellner, auf unsere Homepage geschrieben hat: "Wir haben nur diesen Moment, alles Leben und Lieben muss jetzt geschehen." Das klingt so logisch, aber wie sieht es damit denn wirklich aus – in unseren Beziehungen, in unserer Beziehung zu Gott?
Einen Fehler dürfen wir jetzt freilich nicht begehen: Diesen Moment wieder vorbeigehen lassen, indem wir übers Leben und Lieben nachgrübeln statt es zu tun.
Leitartikel vom 17. November 2013.