Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Glücklich das Volk,
dessen Gott der Herr ist.
Gerade kam aus Rom die Nachricht, dass die Seligsprechung des rumänischen Bischofs Anton Durcovici am 17. Mai stattfinden wird. Er hat zu unserer Diözese eine Beziehung, da er in Bad Deutsch-Altenburg gelebt hatte, bevor er 1894 sechsjährig nach dem Tod seines Vaters nach Iasi (Jassy) in Rumänien gezogen war.
Mich beeindruckt sein Zeugnis. Keine andere katholische Kirche hat im 20. Jahrhundert so gelitten wie die rumänische. Die Kommunisten, die ab 1948 regierten, betrachteten die kleine katholische Minderheit als Staatsfeinde Nummer eins, weil sie einer „ausländischen Macht“, nämlich dem Papst, treu waren. Sämtliche katholischen Bischöfe kamen in Haft. Acht von ihnen wurden ermordet: ein „Episkopat der Märtyrer“. Auch Anton Durcovici, seit 1948 als Bischof von Iasi unermüdlich unterwegs um die Gläubigen aufzurichten, wurde 1949 festgenommen und starb 1951 im berüchtigten Gefängnis Sighet an Misshandlung, Hunger, Erschöpfung und Unterkühlung. Er hatte sich beharrlich geweigert, die katholische Kirche des Landes aus der päpstlichen Autorität herauszuführen.
Schon durch die Jahrhunderte war das unglückliche Iasi von Gewalt gezeichnet. 1594 gab es ein Massaker an den Türken, und 1652 fand ein Pogrom gegen die Juden statt, das erste von vielen. Im 20. Jahrhundert war Iasi die Hochburg des Antisemitismus in Rumänien. Das Bischofsmotto von Anton Durcovici aus dem 144. Psalm ist wie eine Antwort darauf: „Beatus populus cuius Deus Dominus“ – „Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist“.
Leitartikel vom 9. Feber 2014