Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
„Das Abendgebet soll die tägliche feierliche Versammlung der Familie sein. Da darf es wenig Hindernisse geben.“
Durch Zufall habe ich den Fastenhirtenbrief in die Hand bekommen, den Kardinal Innitzer, der Vorgänger Kardinal Königs, vor 80 Jahren geschrieben hat. Er ist einem heute noch hochaktuellen Thema gewidmet: der christlichen Familie. Mich hat erstaunt, mit was für harten Worten Kardinal Innitzer damals – 1934 – die Lage der katholischen Familien beschreibt.
Sehr ernst schreibt der Kardinal über die Väter, die den Müttern die „ganze Last der Kindererziehung“ überließen. Und er sagt: „Der Gedanke vom Priestertum des Vaters in der Familie ist einer der wichtigsten unserer Zeit“! Bei aller altmodischen Formulierung hat mich dieser Fastenhirtenbrief doch getroffen.
Besonders wenn Kardinal Innitzer über das Familiengebet schreibt: Dass an Sonntagen der Vater vor dem Mittagessen Lesungen und Evangelium vorlesen soll, dass die Familie den Engel des Herrn beten möge. Und vor allem dieser Satz: „Das Abendgebet soll die tägliche feierliche Versammlung der Familie sein. Da darf es wenig Hindernisse geben.“
Die tägliche feierliche Versammlung der Familie... Das ist jetzt mein Vorsatz für die Fastenzeit: Abends öfter zuhause zu sein, wenn es Zeit fürs Beten ist. Und feierlich zu beten, nicht irgendwie schnell, schnell, weil die Kinder schon längst im Bett sein sollten. Ich weiß zwar noch nicht, wie meine Kinder es kommentieren werden, dass wir uns auf einmal feierlich versammeln, weil vor 80 Jahren ein Kardinal gesagt hat: „Da darf es wenig Hindernisse geben.“ Aber ich bin sicher, dass er Recht hat.