Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
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Der Papst hat vor kurzem im Petersdom selbst gebeichtet, vor aller Augen. Was für ein Zeichen!
Ich freue mich, dass wir Ihnen heute mehrere Artikel über die Beichte bieten können. Irgendwie ist die Beichte ja für viele das problematische, oft das verdrängte Sakrament. Die Seelsorge versucht mit immer präziseren Namen gegenzusteuern: die Beichte als das Bußsakrament, nein, besser: als Sakrament der Versöhnung.
Die Beichte hat eine hohe Hemmschwelle, sie ist unangenehm. Mir ging es mit der Beichte immer so: Entweder man hat etwas angestellt, für das man sich aber vor dem Priester geniert. Oder man hat nichts Gravierendes auf dem Gewissen und geniert sich dann dafür, dass man den Priester langweilt.
Immer wieder höre ich Erzählungen, wie man als Kind zur Schulbeichte eingeteilt wurde, ohne innere Hinführung. Ohne Trauer darüber, Christus, den allerbesten Freund, verletzt zu haben. Ohne die Empfindung drückender Schuld. Und wie man dann, damit man halt irgendwas sagt, Sünden einfach erfunden hat. Eine Erfahrung, die man nicht wiederholen möchte.
Es wundert mich nicht, dass so viele Katholiken die Beichte scheuen. Sie ist das intimste Sakrament, zumindest von den Umständen her. Aber ich habe Menschen erlebt, die die Beichte wirklich erlöst hat. Und ich wüsste gar nicht mehr, ob ich ohne Beichte als Ehemann und Vater glücklich sein könnte, wo ich doch jeden Tag eine so breite Palette an Möglichkeiten habe, Menschen, die ich liebe, zu verletzen – und davon auch Gebrauch mache.
Der Papst hat vor kurzem im Petersdom selbst gebeichtet, vor aller Augen. Was für ein Zeichen!
Leitartikel 6. April 2014