Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Das Anliegen von Papst Franziskus ist es ja sicher nicht, dass jetzt die einen darüber nachdenken, wie arm die anderen leben sollen.
Dompfarrer Toni Faber hat wieder für Aufregung gesorgt. In einer Zeitung hat er seine Wohnung am Stephansplatz hergezeigt. Einige Journalisten haben mir daraufhin die Frage gestellt: Eine 100-Quadratmeter-Innenstadtwohnung für einen Pfarrer, mit Blick auf den Steffl – muss das in Zeiten von Papst Franziskus denn sein?
Hier sieht man, dass man sich an den Medien auch die Finger verbrennen kann. Jede präsentable Wohnung, die man stolz in den Medien her-zeigt, wird als Luxus gesehen. Das Bild ist verheerend, auch wenn in der Sache alles ziemlich normal ist: Überall in Österreich wohnen Pfarrer vernünftigerweise in einer Dienstwohnung im Pfarrhaus bei der Pfarrkirche – in St.Stephan ist das genauso.
Ob es für einen Alleinstehenden 100 m2 sein müssen? Viele müssen mit weniger auskommen. Es ist aber nicht schlecht, wenn ein Dompfarrer auch einmal eine Gruppe von Gästen zum Abendessen einladen kann. Und Kirchenbeitragsgeld ist auch keins geflossen in die Errichtung der Pfarrer-Dienstwohnung im Churhaus, dem Pfarrhof des Stephansdoms.
Wie gediegen sollen Priester wohnen? Wie stark darf ihr Auto sein? Wie teuer dürfen sie essen gehen? Solche Fragen sind schon erlaubt, wenn es um eine glaubwürdige,
arme Kirche geht. Aber ich denke, diese Fragen müssen sich die Priester zunächst einmal selber stellen. Das Anliegen von Papst Franziskus ist es ja sicher nicht, dass jetzt die einen darüber nachdenken, wie arm die anderen leben sollen. Nicht bei den anderen, bei mir selbst muss die arme Kirche anfangen.