Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
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Papst Franziskus: „Lasst niemals zu, dass die Vergangenheit euer Leben bestimmt. Blickt immer nach vorn.“
Papst Franziskus hat in Bethlehem Kinder aus palästinensischen Flüchtlingslagern getroffen und ihnen ein bemerkenswertes, fast hartes Wort gesagt: „Lasst niemals zu, dass die Vergangenheit euer Leben bestimmt. Blickt immer nach vorn.“
Ich kenne Menschen, deren Leben immer noch von einer Demütigung geprägt ist, die sie vor langem erfahren haben. Ich denke, oft kann man kaum etwas dafür, wenn es so ist. Und doch gilt gerade auch in dieser Unerlöstheit der Ruf des Papstes: Lasst nicht zu, dass die Vergangenheit euer Leben bestimmt.
Ich hatte meine eigene Art, mich von der Vergangenheit fesseln zu lassen: Als meine ersten Kinder klein waren, habe ich mir nicht recht gönnen können, die wunderschönen Momente des Vaterseins zu genießen. Sie erschienen mir entsetzlich vergänglich, flüchtig, und oft musste ich an die Gedichtzeilen denken: „Ach, wie werde ich mit Tränen mich nach dir als Kinde sehnen, wenn du erwachsen bist.“
Eines Tages – Gott sei Dank früh genug – ist mir klar geworden, dass die guten Momente des Lebens nicht vergehen, sondern im Himmel auf mich warten, so dass ich sie einmal eine Ewigkeit lang genießen kann. Alles, was gut war, bleibt.
Für mich war das eine wunderbare Wende. Seitdem kann ich jeden fröhlichen Augenblick genießen, auch wenn ich weiß, dass er vorbeigeht. Das Älterwerden ist keine Anhäufung immer nostalgischerer Rückblicke mehr, sondern ein Näherkommen zu einem wachsenden Schatz glücklicher Stunden, die mir einst wieder gehören werden – ganz und für immer.