Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Der Sonntag ist wirklich ein großes Geschenk.
Von einer wunderbaren, kürzlich verstorbenen Tante habe ich bei der letzten Begegnung das Wort gehört: „Hamma’s nicht, brauch ma’s nicht!“
Natürlich gilt das nicht für Menschen, die wirklich Not leiden. Ein Hungernder braucht das Brot, das er nicht hat. Aber für mich, ein Kind der Überflussgesellschaft, ist das eine Formel der Lebenskunst, die mich seitdem begleitet. Wie oft sehe ich was, das ich gerne hätte – aber brauch ich’s?
Eigentlich ist es paradox in dieser Zeit, in der es uns materiell so gut geht: Wir sind ganz davon gefangen, was wir noch nicht haben. Und wir schöpfen so wenig Glück aus dem, was wir bereits besitzen.
Auch da hat mir fremde Lebensweisheit sehr geholfen. Irgendwo habe ich eine Kurzformel gehört oder gelesen, was es heißt: Am Sonntag sollst du ruhen! Nämlich: Am Sonntag sollst du genießen, was du hast.
Unter der Woche ist es in Ordnung, aufzubauen, auszubauen, abzusichern, dazuzulernen, vorzusorgen. Aber der Sonntag ist dazu da, dass man genießt, was man schon hat.
Anfangs war das gar nicht leicht. In unserem alten Haus mit Garten gibt es immer etwas zu tun. Weil der Samstag nicht reichte, wurde halt auch am Sonntag gewerkelt. Jetzt nicht mehr. Was unter der Woche nicht geschehen ist, ruht auch am Sonntag. Ist halt so – und das ganz ohne schlechtes Gewissen. Und ich spüre schon jetzt: Das ist Burn-Out-Vorbeugung pur.
Der Sonntag ist wirklich ein großes Geschenk.