Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
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Wir müssen ihnen helfen, mit dem Fürchten aufzuhören.
Einer der drei ermordeten israelischen Jugendlichen, die man vor wenigen Tagen gefunden hat, hat auf Fotos dasselbe fröhliche, aus dem Herzen kommende Lachen wie einer unserer Söhne. Das greift mir ans Herz. Wenn mich das Schicksal seiner Eltern träfe – könnte ich dann ehrlich bitten: "und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern"?
Verzeihen, die Schuld nicht anrechnen, die andere Backe hinhalten, die Feinde lieben – das gehört zu den größten Herausforderungen des Christseins. Aber auch zu den großen Fortschritten in der Menschheitsgeschichte. Aber gerade in jener Weltgegend, in der Christus seine Jünger auf diese Haltung verpflichtet hat, dreht sich die Spirale von Unrecht und Vergeltung und neuem Unrecht immer weiter.
Aber manchmal durchbrechen Menschen die Spirale. Zum Beispiel in der Stadt Hebron, unweit derer die drei Burschen entführt wurden. Dort hat es 1929 ein Massaker an der alten jüdischen Gemeinde gegeben. Mich berührt die Gestalt des Moslems Haj Eissa El Kourdieh, der in seinem Keller 33 Juden versteckt und vor dem Tod bewahrt hat.
In Halhul, wo man nun die Leichen gefunden hat, lebt der Palästinenser Ali Abu Awwad, dessen Bruder von einem israelischen Wachposten erschossen worden ist. Awwad hat sich nicht der Rache verschworen, sondern dem gewaltlosen Widerstand: „Meine Feinde sind nicht die Israelis, sondern ihre Angst. Wir müssen ihnen helfen, mit dem Fürchten aufzuhören.“ Ich weiß nicht viel über Awwad, aber seinen Satz finde ich gut.