Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Der Liebe zwischen den Menschen dienen - was für ein anspruchsvolles Lebensprogramm
Dass die Ferien vorbei sind, merkt man überall: Die Wiener Innenstadt wird leerer und leiser, der „Sonntag“ erscheint zum letzten Mal in der traditionellen 16-seitigen Sommerausgabe, und mit Spindeleggers Rücktritt ist die Tagespolitik nach Österreich zurückgekehrt. Dabei war dieser Sommer, was das Weltgeschehen betrifft, alles andere als eine Saure-Gurken- Zeit: Syrien, Irak, Gaza, Ukraine… Und niemand hat auch nur irgendeine Ahnung, wie es weitergehen kann. Viele erleben – gerade wenn wir an das Schicksal der Christen denken – ein Gefühl der Ohnmacht.
Wenn es mir so geht, denke ich an zwei Sätze, die ich im Sommer gehört habe, und die beide auf den hl. Johannes Paul II. zurückgehen, auch wenn er sie wörtlich vielleicht nicht so gesagt hat. Der eine Satz kommt aus dem Erlebnis der Nazi-Gräueltaten in seiner polnischen Heimat und der darauf folgenden kommunistischen Unterdrückung: „Herr, mein Leben soll eine Antwort auf all das Böse sein.“ Der andere Satz konkretisiert das: „Ich will der Liebe zwischen den Menschen dienen.“
Der Liebe dienen – das klingt vielleicht wie ein netter Spruch fürs Poesiealbum. Aber wenn man darüber nachdenkt, wie das gehen könnte, kommt man drauf, was für ein anspruchsvolles Lebensprogramm das ist. Ein Programm, zu dem auch das Ringen und der Widerstand gehören. Das manchmal ein Zurücktreten, manchmal das Durchhalten fordert. Ein Abenteuer jedenfalls an der Seite Christi. Und eine – allerdings leider unbequeme – Antwort auf das sonst ohnmächtig machende Leid.