Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
Auch das kleinste Leben ist eben sehr, sehr groß
Kürzlich habe ich eine wahre Geschichte im Internet gelesen. Debbie Owen erzählt, wie sie – im achten Monat schwanger – von Westafrika nach London flog, als während des Fluges die Geburt losging. Die Stewardess fragte über Lautsprecher, ob ein Arzt oder eine Hebamme an Bord wären. Und tatsächlich: Es war ein Arzt da – der es aus dem afrikanischen Busch gewöhnt war, ohne Hilfsmittel Babys auf die Welt zu bringen.
Debbie wurde in die Erste Klasse gesetzt und versuchte, die Wehen auszusitzen. Als das Flugzeug schon fast den Ärmelkanal erreicht hatte, ging es nicht mehr. Die Erste-Klasse-Passagiere wurden auswaggoniert, der Sitz in ein Bett verwandelt – und zwei Minuten und eine Presswehe später war das Kind da, ein gesundes, wunderhübsches Mädchen. „Alle meine Ängste waren verschwunden“, schreibt Debbie, „als ich sie in den Armen hielt.“
Der Arzt schnitt die Nabelschnur mit einer riesigen Schwere durch, der Pilot verkündete – in 10.000 Meter Höhe – über Lautsprecher, dass ein neuer Passagier an Bord sei. Alles applaudierte, und im ganzen Flugzeug wurde Champagner serviert. Zwei Stunden später waren Mutter und Tochter sicher in einem englischen Spital.
Vielleicht gibt die kleine Geschichte, die sich vor 21 Jahren ereignet hat, in Kurzform wenig her. Mich hat sie jedenfalls sehr berührt.
Es ist fast wie Weihnachten: Alles konzentriert sich auf das große Wunder der Geburt. Und wie ein kleines Menschlein mit drei, vier Kilogramm alles in Bann hält – den 400-Tonnen-Flieger mit fast eben so vielen Menschen an Bord! Auch das kleinste Leben ist eben sehr, sehr groß.