Michael Prüller ist Chefredakteur des Sonntags - die Zeitung der Erzdiözese Wien, Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn und Leiter des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.
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Was sagt die Kirche, und was sagt das heutige "Lebensgefühl" zur Unauflöslichkeit der Ehe?
Im Vorfeld der Familiensynode in Rom wird das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen heiß debattiert. Es betrifft ja viele ganz persönlich. Darum ist es auch so emotionsgeladen – die Kirche tut sich noch schwer, darüber ohne Polemik zu diskutieren.
Was die Sache so schwierig macht, wird schon an der Grundfrage deutlich: Ist es prinzipiell gut für mich, eine neue Partnerschaft einzugehen, wenn meine Ehe "gescheitert" ist?
Die Kirche sagt: Es ist nicht gut für dich. Christus hat die Unauflöslichkeit der Ehe bekräftigt. Er will, dass wir bis zuletzt die Treue halten. Selbst dann, wenn wir verlassen worden sind. Christus hat ja auch noch am Kreuz der Menschheit die Treue gehalten. Die Ehe ist mit dem Auseinandergehen nicht aus. Die Zusage, den Ehepartner zu lieben, zu achten und zu ehren, gilt auch in den "bösen Tagen" des Verlassenseins. Deine Seele nimmt Schaden, wenn du einen anderen Menschen diesem Versprechen in den Weg stellst, so wunderbar er auch sein mag.
Das heutige Lebensgefühl sagt: Im Gegenteil – es ist gut für dich. Ein neuer Anfang. Das Leben muss weitergehen. Der Mensch ist fürs Alleinsein nicht geschaffen. Was war, ist vorbei. Der andere ist nur mehr ein "Ex".
Angesichts dieses Auffassungsunterschiedes kann die Kirche die Weisungen Jesu nicht unter den Tisch fallen lassen, die ja auf das Heil der Menschen gerichtet sind. Aber die Kirche hat den Auftrag, nicht nur die Wahrheit zu verkünden, sondern allen Menschen, denen ja Gottes Freundschaftsangebot gilt, auf einen Weg zu Christus zu führen. Wen sie begleiten will, den muss sie auch umarmen und wertschätzend in den Blick nehmen. Wie sie das noch besser kann – das ist ein wichtiges Thema für die Synode. Ich bin gespannt, was da der Heilige Geist den Bischöfen zeigen wird.
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