"Der Glaube macht nicht neurotisch, sondern befreit uns vom quälenden Perfektionsdruck", so Michael Prüller.
"Der Glaube macht nicht neurotisch, sondern befreit uns vom quälenden Perfektionsdruck", so Michael Prüller.
Der Glaube befreit vom Perfektionsdruck, so Michael Prüller am 14. Dezember 2014.
Der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann hat in einem Interview über den neuen Perfektionismus gesprochen. Dass wir den Menschen nicht mehr als "unfertiges Wesen" sehen, "das sich entfalten, entwickeln und seine Talente pflegen soll", sondern "als defizitäres Wesen, das auf allen Ebenen verbesserungsbedürftig ist".
Liessmann über die Folgen: "Es genügt nicht, ein Kind zu sein mit allen Stärken und Schwächen, die Kinder nun mal haben... Eigentlich sollten schon Samen- und Eizellen optimale genetische Eigenschaften aufweisen, Eltern müssen sich dann immer richtig verhalten, die sozialen Umgebungen und die Lehrer müssen perfekt sein."
Es seien auch zwei ganz verschiedene Ansätze zu sagen, "der Mensch ist ein Wesen, das krank werden kann, und dann versuchen wir, diese Krankheiten zu therapieren. Oder ob ich sage, der Mensch ist defizitär, und ich muss ihn verbessern." Ich denke, im Fortpflanzungsmedizingesetz, das nichts mehr mit Medizin zu tun hat, weil es nicht mehr um Krankheit oder Heilung geht, sehen wir diesen Paradigmenwechsel schon am Werk.
Zu diesem neuen Perfektionismus, den Liessmann beschreibt, gibt es aber einen Gegenentwurf: unseren Gottesbegriff. Weil Gott es ist, der am Ende alles vollkommen macht, müssen wir es nicht tun. Weil Gott uns in unserer Unvollkommenheit liebt, müssen wir nicht versuchen, vollkommen zu sein. Weil er es ist, der die Erfolge schenkt, kommt es nicht darauf an, was wir erreichen, sondern nur darauf, wie wir uns verhalten. Weil er unsere unvollkommene Menschennatur aus Liebe angenommen hat, können auch wir sie in Liebe annehmen.
Der Glaube macht daher nicht neurotisch, sondern befreit uns vom quälenden Perfektionsdruck. Gott sei Dank!
Webseite: "Der Sonntag"
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