Wollen wir in den sich verdüsternden Zeiten ein Licht sein, müssen wir uns darin üben, Güte und Festigkeit, Hilfsbereitschaft und Courage, Mut zur Wahrheit und Liebe zum Menschen zu verbinden.
Wollen wir in den sich verdüsternden Zeiten ein Licht sein, müssen wir uns darin üben, Güte und Festigkeit, Hilfsbereitschaft und Courage, Mut zur Wahrheit und Liebe zum Menschen zu verbinden.
Die Stärke der Kirche liegt darin, dem Herzen Orientierung zu geben, nicht darin, Sündenböcke namhaft zu machen.
Wir stoßen an unsere Grenzen, hat Kardinal Schönborn in seiner Silvesteransprache im ORF gesagt – etwa in der Wirtschaft, in der Umweltbelastung. Wenige Tage später sehen wir, dass auch die Grenzen des europäischen Einigungswerkes angetestet werden: Sollte Griechenland die Eurozone tatsächlich verlassen, wäre das eine deutliche Erinnerung daran, dass die europäische Einigung keine Einbahnstraße ist. Auch hat uns schon der Krieg in der Ukraine ins Bewusstsein gerufen, dass das Friedensprojekt Europa an seine Grenzen gestoßen ist.
Es darf uns nicht erstaunen, dass Sorge und Angst größer werden. Dass viele Menschen befürchten, dass die Zeit, in der alles immer besser wurde, vorbei ist – und dass dann nun eine Zeit kommen muss, in der alles immer schlechter wird. Wenn in Deutschland die Menschen ausgerechnet in Sachsen, wo es kaum Muslime gibt, gegen den Islam auf die Straße gehen, liegt der Schluss nahe, dass sie in ihrer Angst vor Wohlstandsverlusten einen Schuldigen suchen.
Viele Menschen verlangt es in so ungewissen Zeiten nach Klarheit, Eindeutigkeit. Auch wir bekommen wieder mehr Anrufe des Inhalts: Die Kirche muss mehr Klartext sprechen, muss gegen den Islam Stellung beziehen. Aber das ist nicht die Stärke der Kirche. Die liegt darin, dem Herzen Orientierung zu geben. Nicht darin, Sündenböcke namhaft zu machen.
In der Angst wächst das Verlangen, den Schuldigen zu benennen, anderen Angst zu machen, um sich abzureagieren. Als Christen dürfen wir dabei nicht mitmachen. Wollen wir in den sich verdüsternden Zeiten ein Licht sein, müssen wir uns darin üben, Güte und Festigkeit, Hilfsbereitschaft und Courage, Mut zur Wahrheit und Liebe zum Menschen zu verbinden.
Webseite: "Der Sonntag"
Wöchentliche Kolumne von Chefredakteur Michael Prüller im "Sonntag"
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