Die Anerkennung des Martyriums von Oscar Romero ist kein Gütesiegel für eine bestimmte Politik oder Theologie – sondern ein Ansporn, weniger lau zu sein, wenn es darum geht, für die Schwachen einzutreten.
Die Anerkennung des Martyriums von Oscar Romero ist kein Gütesiegel für eine bestimmte Politik oder Theologie – sondern ein Ansporn, weniger lau zu sein, wenn es darum geht, für die Schwachen einzutreten.
Märtyrer werden verehrt: Weil man Glaube und Tun nicht trennen kann. Weil das eigentliche Glaubensbekenntnis die Art ist, wie wir leben.
Vorige Woche hat Papst Franziskus bestätigt, dass Erzbischof Oscar Romero aus El Salvador, der im März 1980 ermordet worden ist, den Märtyrertod gestorben ist.
Vorausgegangen war ein langer Disput darüber, ob Romero wirklich als Märtyrer gelten könne – also ob er wegen seines Glaubens umgebracht wurde oder wegen seines politischen Engagements.
Es ist nicht neu, dass jemand als Märtyrer anerkannt wird, der nicht in einer Christenverfolgung gestorben ist, sondern wegen dem, was sein Glaube ihm aufgetragen hat. Denken wir etwa an Johannes Nepomuk, hingerichtet, weil er die Rechte der Kirche gegen den König verteidigt hatte. Oder Franz Jägerstätter: als Kriegsdienstverweigerer getötet. Oder Maximilian Kolbe: Im Nazi-Vernichtungslager hat er sich für einen anderen geopfert.
Sie alle werden dennoch von der Kirche als Märtyrer verehrt: Weil man Glaube und Tun nicht trennen kann. Weil das eigentliche Glaubensbekenntnis die Art ist, wie wir leben. Die Verehrung der Märtyrer als Heilige kommt daher, dass der Märtyrer deswegen getötet wurde, weil er den Willen des Vaters tun wollte. Er ist in seinem Leben und Tod damit Christus gleich geworden – und wir können uns daher darauf verlassen, dass er mit Christus im Himmel ist.
Und wir lernen vom Zeugnis der Märtyrer, was es heißen kann, den Willen des Vaters zu tun. Von Oscar Romero lernen wir, dass wir das Leiden der Armen nicht einfach hinnehmen dürfen. Dass es gut ist, für die Gerechtigkeit zu kämpfen – mit dem Wort, der Wahrheit und dem persönlichen Opfer.
Die Anerkennung des Martyriums von Oscar Romero ist kein Gütesiegel für eine bestimmte Politik oder Theologie – sondern ein Ansporn für mich, weniger lau zu sein, wenn es darum geht, für die Schwachen einzutreten.
Kolumne von Chefredakteur Michael Prüller im "Sonntag"
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