Das kann nicht einfach sein.
Das kann nicht einfach sein.
Eine klare Haltung: Auch in einer Situation des Scheiterns wahrhaftig sein.
So etwas ist immer spektakulär, darum greifen es die Medien gerne auf: Der Pfarrer von Leoben-Donawitz hat in der Ostermesse seiner Gemeinde mitgeteilt, dass er seine priesterlichen Funktionen zurücklegen und heiraten wolle.
In mir lösen solche Ankündigungen zwei unterschiedliche Reaktionen aus. Die eine: Es betrübt mich, weil es eine Nachricht des Scheiterns ist. Der Pfarrer ist doch damals wohl mit kühnen Vorstellungen in seine Priesterweihe gegangen, hat sich mit Wagemut Gott ganz zur Verfügung gestellt – und nun, nach Jahren, ist alles anders, als es damals gedacht war. Das kann für ihn nicht einfach sein.
Auch ich habe vor Jahren eine als unumstößlich gedachte Lebensentscheidung getroffen, als ich meiner Frau gelobt habe, dass ich ihr die Nummer eins in meinem Leben geben werde, ohne Abstriche und für immer. Auch in bösen Tagen, also dann, wenn es wirklich schwerfällt.
Wie alle, die ein Versprechen mit großer Tragweite im Vertrauen auf den Heiligen Geist gegeben haben, bin ich, um es halten zu können, auf das Vorbild, das Beispiel, die Solidarität, das Mutmachen, die Zuversicht, das Opfer anderer angewiesen.
Immer, wenn jemand anderer sein eigenes Gelöbnis preisgibt, fühle ich mich mit meinem ein wenig im Stich gelassen. Ich darf es nicht übelnehmen, denn ein Urteil steht mir nicht zu.
Aber es ist ein Schlag.
Auf der anderen Seite hat die klare Haltung des steirischen Pfarrers auch ihr Gutes: In einer Situation des Scheiterns will er, wie er selber sagt, wahrhaftig sein.
In einer kürzlich gezeigten ORF-Dokumentation sagt die Frau eines Ex-Priesters sehr klar über die ungeklärte Situation eines Geistlichen mit halbgeheimer Freundin: Das wird beiden nicht gerecht, weder der Frau noch der Kirche.
Darum auch: Respekt Herr Pfarrer!
Kolumne von Chefredakteur Michael Prüller im "Sonntag"
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