Wie unterstützen wir diese Familien? Sind wir da, wenn sie uns brauchen?
Wie unterstützen wir diese Familien? Sind wir da, wenn sie uns brauchen?
Ich bin immer wieder dieser Angst begegnet, dass man als Eltern dem behinderten Kind nicht gerecht wird – spätestens dann, wenn man es allein auf der Welt zurücklassen muss.
Zum ersten Mal seit langem hatte ich wieder einen klaren Favoriten im Song Contest: die finnische Band Pertti Kurikan Nimipäivät – vier geistig Behinderte, davon einer mit Down-Syndrom.
Ich bin da allerdings voreingenommen. Die fröhlichste Mitarbeiterin unseres Medienhauses ist Sinah, eine junge Dame mit Down-Syndrom. Ihr schallendes „Guten Morgen, Michael, wie geht es dir?“ hat mir schon manchmal den Tag gerettet.
In der Zeitung „Die Presse“ ist gerade ein langer Artikel über Menschen mit Down-Syndrom erschienen („Wer bist du“).
Darunter hat jemand etwas gepostet, das mich sehr nachdenklich gemacht hat: „Wenn Eltern alt/krank werden, sind es die Kinder, die helfen. Hier aber geht man, wissend, ein hilfloses Kind zurückzulassen. Da kann ich mir (ich bin Mutter) keinerlei Freude vorstellen...“
Ich bin immer wieder dieser Angst begegnet, dass man als Eltern dem behinderten Kind nicht gerecht wird – spätestens dann, wenn man es allein auf der Welt zurücklassen muss. Manchmal ist diese Angst der Grund, warum ein Kind abgetrieben wird.
Ich kenne aber auch Menschen, die ihr behindertes Kind im Vertrauen auf Gott angenommen haben. Ein Beispiel dafür, was der Glaube für einen Unterschied macht. Wozu er ermächtigt.
Aber er ist auch ein Auftrag an uns. Im Abschlusstext der Familiensynode vom vergangenen Oktober steht: „In diesem Licht unterstützt die Kirche die Familien, die behinderte Kinder aufnehmen, erziehen und mit ihrer Liebe umfangen.“
Ein schöner Satz – aber stimmt er auch, wenn wir als „Kirche“ nicht nur irgendwen da oben in der Diözese verstehen, sondern ganz konkret unsere Pfarrgemeinde, unseren Gebetskreis, Sie und mich?
Wie unterstützen wir diese Familien? Sind wir da, wenn sie uns brauchen?
Michael Prüller ist Chefredakteur des „Sonntag“ und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
Seit fast 30 Jahren ist er Journalist, Ehemann und Vater.
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