Bricht er mit Traditionen? Wem sagt er‘s so richtig rein? Wird sich jemand über ihn giften? Wird er wieder einmal alle überraschen?
Bricht er mit Traditionen? Wem sagt er‘s so richtig rein? Wird sich jemand über ihn giften? Wird er wieder einmal alle überraschen?
Viel Rummel wird um Papstäußerungen gemacht. - Die eigentliche Frage für uns Katholiken ist aber: Und was heißt das jetzt für mich, für meine Lebensführung?
Was sollen wir da als Journalisten nur machen?! Zuerst ärgern wir uns, weil es heißt, die mit viel Spannung erwartete Umweltenzyklika des Papstes wird erst am 18. Juni veröffentlicht – 48 Stunden nach unserem Redaktionsschluss!
Dann erscheint plötzlich 24 Stunden vor Redaktionsschluss auf einer italienischen Nachrichtenseite im Internet der volle Text der Enzyklika, von irgendwem im Vatikan einem Journalisten zugesteckt.
Aber nicht der wirkliche Text, sondern nur die vorletzte Version, die noch geändert wurde oder wird.
Na großartig.
Die Redaktion hatte nun die Wahl, so zu tun, als wüssten wir nichts von der „geleakten“ Enzyklika, und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser erst in der kommenden Woche eine eingehende Analyse und Auszüge bringen.
Oder sollten wir die Gelegenheit ergreifen und aus der vorläufigen Version zitieren, im Vertrauen darauf, dass es wohl kaum gravierende Abweichungen zur Letztversion gibt?
Das wäre journalistisch geboten – aber doch nicht in Ordnung. (Dem voreiligen Journalist wurde übrigens wegen Missachtung der Sperrfrist „auf unbestimtme Zeit“ der Zutritt zu vatikanischen Pressekonferenzen verboten.)
Wir haben uns für das Warten entschieden. Nicht nur, weil Sie ab Donnerstag sowieso in allen Medien ausführlich über die Enzyklika informiert werden.
Sondern ein bisschen auch, weil wir uns gegen die Sensationslust stellen wollen.
Viel Rummel wird um Papstäußerungen gemacht: Bricht er mit Traditionen? Wem sagt er‘s so richtig rein? Wird sich jemand über ihn giften? Wird er wieder einmal alle überraschen? usw. usf...
Die eigentliche Frage für uns Katholiken ist aber: Und was heißt das jetzt für mich, für meine Lebensführung?
Und diese Frage ist auch nächste Woche immer noch höchst aktuell.
Michael Prüller ist Chefredakteur des „Sonntag“ und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
Seit fast 30 Jahren ist er Journalist, Ehemann und Vater.
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