Die Kirche als Zuflucht in Bedrängnis. Es liegt nun an uns: Werden wir dieser Bewährungsprobe gerecht?
Die Kirche als Zuflucht in Bedrängnis. Es liegt nun an uns: Werden wir dieser Bewährungsprobe gerecht?
Die Kirche als Zuflucht in Bedrängnis. Es liegt nun an uns.
In diesen Wochen habe ich oft die Kritik gehört: Wenn es um die Flüchtlinge geht, soll die Kirche nicht nur reden, sondern einmal selber etwas tun! Was ist denn mit den leerstehenden Klöstern und Pfarrhöfen, warum macht man daraus keine Flüchtlingsquartiere?
Manchmal ärgert mich so ein Reden. Vor allem, wenn es Teil des politischen Hickhacks ist. Denn es passiert schon viel. Viele Klöster haben schon Flüchtlinge aufgenommen, auch viele Pfarren. Sogar im Traiskirchner Pfarrhof wohnt eine syrische Familie.
Politiker sollten außerdem wissen, dass leerstehende Pfarrhöfe selten und in der Regel nicht beziehbar sind.
Politiker müssten auch von den vielen Gesetzen und Verordnungen wissen, die es schwer machen, Wohnraum zu improvisieren. Und natürlich könnte man hundert Flüchtlinge im Festsaal eines Stiftes einquartieren – aber wo können die aufs Klo gehen?
Und schließlich gibt es auch eine ganze Reihe von kirchlichen Quartieren, die am Veto der Lokalpolitiker gescheitert sind.
Und man sollte auch wissen, dass die Caritas, die sehr viel tut, ein Teil der Kirche ist...
Das ist die Seite, die mich ärgert. Es gibt aber auch noch eine andere Seite. Wenn Menschen wie Sie und ich sagen, die Kirche müsste doch da etwas tun, dann sagen sie das manchmal auch, weil sie Angst haben.
Weil der Flüchtlingsstrom sie zutiefst verunsichert. Weil die Situation unbewältigbar scheint.
Das geht mir tief ins Herz: dass Menschen in Angst, Unsicherheit und Sorge sich an uns wenden – Kirche, tu doch was!
Dass sie das Gefühl haben: Wenn einer etwas tun könnte, dann doch die Kirche. Die Kirche als Zuflucht in Bedrängnis. So gesehen tun wir noch viel zuwenig. Es liegt nun an uns: Werden wir dieser Bewährungsprobe gerecht?
Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
Seit fast 30 Jahren ist er Journalist, Ehemann und Vater.
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