Nicht, ob unsere Taten gewürdigt werden, soll uns zuallererst beschäftigen, sondern ob wir auch wirklich leisten, was not tut.
Nicht, ob unsere Taten gewürdigt werden, soll uns zuallererst beschäftigen, sondern ob wir auch wirklich leisten, was not tut.
„Die Frage für Christen muss immer lauten: Was können wir noch tun?
In der Vorwoche haben der Bundespräsident und die Regierungsspitze das Lager Traiskirchen besucht. Kardinal Christoph Schönborn war schon im Juli dort.
Die Bundesregierung hat in dieser Woche einen Asylkoordinator vorgestellt, den früheren Raiffeisen-Boss Christian Konrad.
Die österreichischen Bischöfe haben schon zu Anfang des Sommers einen Asylkoordinator installiert – Peter Schipka, den Generalsekretär der Bischofskonferenz.
Und ein gutes Dutzend Mal war Kardinal Schönborn in den vergangenen Monaten mit Aussagen zum Flüchtlingsdrama in den Massenmedien, darunter auch in der ZiB2 und mit einem Offenen Brief an die Regierung...
Es hat mich daher ein wenig überrascht, als eine Wiener Tageszeitung in der Vorwoche vom „Schweigen der Kirche“ schrieb und die Frage stellte, warum „die Chefetage der römisch-katholischen Kirche offiziell zu wenig Stellung bezieht“.
Aber eigentlich sollte mich so etwas nicht mehr überraschen. Ist es doch eine heute weit verbreitete Misere, dass die Frage nach PR-Erfolgen, nach Medienpräsenz, nach gelungenen Foto-Inszenierungen oft die Frage überlagert, ob denn auch genug getan wird.
Die Frage, wer wo mit welcher Aktion oder Aussage in der Öffentlichkeit punkten kann, hat auch allzu lang die Flüchtlingspolitik in Bund, Ländern und Gemeinden bestimmt.
Dabei wäre jetzt die Zeit, Taten zu setzen und sie sprechen zu lassen. Wie Sr. Beatrix Mayrhofer, die oberste Repräsentantin der Frauenorden, soeben gesagt hat:
„Die Frage für Christen muss immer lauten: Was können wir noch tun? Denn wir tun immer zu wenig – und zwar wir alle.“
Nicht, ob unsere Taten gewürdigt werden, soll uns zuallererst beschäftigen, sondern ob wir auch wirklich leisten, was not tut.
Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
Seit fast 30 Jahren ist er Journalist, Ehemann und Vater und seit kurzem auch Großvater.
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