Es ist Zeit aus der Starre zu erwachen und uns zu entscheiden der wohl größten humanitären Herausforderung Europas in den letzten Jahrzehnten zu stellen.
Es ist Zeit aus der Starre zu erwachen und uns zu entscheiden der wohl größten humanitären Herausforderung Europas in den letzten Jahrzehnten zu stellen.
Und wir dürfen zugeben, dass es schwierig ist. Wir dürfen Ängste und Sorgen benennen. Aber Wegschauen geht nicht mehr.
Unser Erzbischof Kardinal Schönborn hat am Montag den Gedenkgottesdienst für alle auf der Flucht Umgekommenen so begonnen:
„Es ist genug! Genug des Sterbens, genug des Leides und der Verfolgung. Wir können nicht mehr wegschauen.
Zu grauenhaft ist der Gedanke an das Todesleiden und Sterben dieser 71 Flüchtlinge, in einem Kühlwagen für Fleischtransport. Nicht auszudenken und doch notwendig daran zu denken, zu ahnen, wie sie gestorben sind. Wir kennen (noch) nicht ihre Identität. Deshalb konnten wir ihre Familien und Freunde nicht einladen.
Aber ich begrüße Sie alle, die Sie an Stelle ihrer Familien gekommen sind, als Brüder und Schwestern in der großen Menschheitsfamilie. Sie alle, die gestorben sind, um die wir trauern, sind unsere Geschwister, einfach als Mitmenschen.
Es ist genug! Es ist Zeit aus der Starre zu erwachen und uns zu entscheiden der wohl größten humanitären Herausforderung Europas in den letzten Jahrzehnten zu stellen.
Und es geht nur gemeinsam, Staaten, die Europäische Union, Gemeinden, Religionsgemeinschaften.
Und wir dürfen zugeben, dass es schwierig ist. Wir dürfen Ängste und Sorgen benennen.
Aber Wegschauen geht nicht mehr.
Es ist genug! Ja es ist auch genug guter Wille da, es ist genug an Möglichkeiten da, um diese Herausforderung zu bestehen.
Darum zu beten, genug Hoffnung zu haben für diese Herausforderung, dazu lade ich Sie alle ein.“
Soweit der Kardinal. In den vergangenen Tagen habe ich viele Zeugnisse gehört von Menschen, die spontan guten Willen gezeigt haben.
Mein Eindruck ist, dass uns die 71 Toten die Wirklichkeit vor Augen geführt haben – die uns als Christen einfach zum handeln zwingt.
Es ist, als fingen wir an zu ahnen, dass Europa an den Flüchtlingen wachsen kann und nicht zerschellen wird.
Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
Seit fast 30 Jahren ist er Journalist, Ehemann und Vater und seit kurzem auch Großvater.
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