In und um die Synode ist noch immer viel Geheimnistuerei, die in einer ratgebenden Versammlung von 270 Apostel-Nachfolgern unnötig und unangemessen ist.
In und um die Synode ist noch immer viel Geheimnistuerei, die in einer ratgebenden Versammlung von 270 Apostel-Nachfolgern unnötig und unangemessen ist.
Die Kirche ist auf ihrem Weg zur offenen kollegialen Diskussion schon weitergekommen, aber noch nicht sehr weit.
Während ich diesen Leitartikel schreibe, beherrscht ein Thema die internationale Synodenberichterstattung: ein angeblich von 13 Kardinälen unterzeichneter, vertraulicher Brief an den Papst, den eine italienische Zeitung veröffentlicht hat, und in dem es um das Zustandekommen des Redaktionskomittees des Synoden-Abschlussberichtes geht.
Ja, so einen Brief gebe es, sagt der australische Kardinal George Pell, aber der sei anders als der veröffentlichte. Und Kardinäle, die ihn angeblich unterschrieben haben, erklären, dass sie davon nichts wüssten.
Alles in allem mehr als ein Hauch von Intrige und Grabenkampf.
Für mich zeigt das zweierlei: erstens, dass der bisherige Verlauf der Synode eher fad war, zumindest für die Medien. Sonst würde der Brief keine solchen Schlagzeilen machen. Da die heißen Eisen erst in der kommenden Woche behandelt werden, ist das aber auch kein Wunder.
Und zweitens zeigt es mir, dass die Kirche auf ihrem Weg zur offenen (auch ergebnisoffenen, das heißt, dem Heiligen Geist vertrauenden), kollegialen Diskussion zwar schon weitergekommen ist, aber noch nicht sehr weit.
Auch in einer kollegialen Diskussion ist es zulässig, auf ein gutes Verfahren zu achten und aufzuzeigen, wenn man den Eindruck hat, die Rahmenbedingungen würden eine Manipulation der Ergebnisse möglich machen.
Aber umso mehr frage mich, warum man das nicht offen sagen kann, sondern lieber dem Papst einen vertraulichen Brief dazu schreibt?
Natürlich muss es auch Gelegenheiten geben, wo sich Bischöfe austauschen können, ohne dass alle Welt zuhört.
Aber in und um die Synode ist noch immer viel Geheimnistuerei, die in einer ratgebenden Versammlung von 270 Apostel-Nachfolgern unnötig und unangemessen ist.
Dr. Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
Die Weltbischofssynode 2015 auf www.erzdioezese-wien.at
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