Alessandro vor einem Bild Marias, in ihrem Geburtshaus. Es gibt keinen passenderen Ort, um uns die Konsequenz der Barmherzigkeit klar zu machen.
Alessandro vor einem Bild Marias, in ihrem Geburtshaus. Es gibt keinen passenderen Ort, um uns die Konsequenz der Barmherzigkeit klar zu machen.
Eines der unglaublichsten Beispiele dafür, welche Macht die Vergebung hat, ist die Geschichte von Alessandro Serenelli.
Niemand ist ein hoffnungsloser Fall. Eines der unglaublichsten Beispiele dafür, welche Macht die Vergebung hat, ist die Geschichte von Alessandro Serenelli.
1880 wird er in eine arme und psychisch instabile Familie geboren – die Mutter versucht, ihn als Kleinkind zu ertränken, und stirbt wenig später im Irrenhaus, der Vater ist schwerer Alkoholiker.
Alessandro ist wegen seiner gewalttätigen Zornanfälle gefürchtet. Mit 20 versucht er, die im selben Haus lebende 11-jährige Maria Goretti zu vergewaltigen, die sich aber verzweifelt wehrt. Im Zorn sticht er mit einer Ahle 14 Mal zu.
Maria Goretti stirbt wenige Stunden später – aber sie verzeiht ihrem Mörder und bittet, dass er einmal mit ihr im Himmel sein möge.
Alessandro wird zu 30 Jahren Zuchthaus verurteilt und kommt wegen seiner Gewaltausbrüche bald in Einzelhaft. Seine Zukunft scheint vorgezeichnet.
Da erscheint ihm Maria im Traum und überreicht ihm 14 Lilien. Für ihn ist das die Wende seines Lebens. Er wird ruhig, wird sogar vorzeitig entlassen. Er wird Laienbruder bei den Kapuzinern, bei denen er bis zu seinem Tod 1970 Pförtner, Gärtner und Feldarbeiter ist.
Als alter Mann erlebt er die Heiligsprechung Marias. Am Ende seines Lebens schreibt er: „Die kleine Maria war wirklich mein Licht, meine Beschützerin... vom lieben Gott mir in den Weg gestellt, um mich zu retten.“
Wem das Jahr der Barmherzigkeit zu soft daherkommt, der kann sich ja vielleicht mit dieser Geschichte beschäftigen, die von der unglaublichen Macht des Erbarmens erzählt.
Der zuständige Bischof hat Marias Bauernhaus südlich von Rom, den zu einer Pilgerstätte gewordenen „Tatort“, nun für das Heilige Jahr zu einer Jubiläumskirche erklärt. Es gibt keinen passenderen Ort, um uns die Konsequenz der Barmherzigkeit klar zu machen.
Dr. Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien