Mir hat es den Glauben daran gestärkt, dass das Sterben nicht so sehr ein Weggehen, sondern viel mehr ein Ankommen ist.
Mir hat es den Glauben daran gestärkt, dass das Sterben nicht so sehr ein Weggehen, sondern viel mehr ein Ankommen ist.
Nur ein Platzwechsel innerhalb dieser Gemeinschaft, die keine wirkliche Trennung kennt.
Als mein Vater nach langer Krankheit kaum noch ansprechbar zuhause am Sterbebett lag – es ist nur wenige Tage her -, gab es einen Moment, den ich erzählen will. Mich hat er bewegt und getröstet.
Ein Bauer aus der Nachbarschaft – ein freundlicher, frommer Mann, dessen Frau vor ein paar Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war – hatte hereingeschaut. Um sich von meinem Vater zu verabschieden, der schon ganz schwach war.
Er hat sich zu ihm ans Bett gesetzt und ihm die Hand gehalten. Wir haben miteinander geplaudert, zum Beispiel wie wichtig es ist, für die Kinder zu beten, wenn sie einmal so erwachsen geworden sind, „dass du ihnen eh nichts mehr dreinreden kannst“.
Als er gehen musste, hat der Nachbar fest die Hand meines Vaters gedrückt und gesagt: „Behüt dich Gott, Leo! Und wenn’s dann wirklich soweit ist: Bitte einen schönen Gruß an meine Frau!“
Einen so einfachen, geraden und tiefen Glauben, eine so feste Hoffnung auf die Auferstehung (ja, eigentlich eine Gewissheit), habe ich selten erlebt. Und schon gar nicht so komprimiert zum Ausdruck gebracht wie in dieser so kurzen, bescheidenen Bitte des Nachbarn.
Und mir ist so richtig bewusst geworden, was „Gemeinschaft der Heiligen“ heißt. Und es hat mir den Glauben daran gestärkt, dass das Sterben nicht so sehr ein Weggehen, sondern viel mehr ein Ankommen ist.
Nur ein Platzwechsel innerhalb dieser Gemeinschaft, die keine wirkliche Trennung kennt – von der Seite derer, die sich noch mühen müssen, hinüber zu denen, die es schon geschafft haben. Und die müssen ein wunderbar fröhlicher Haufen sein.
Ich hoffe fest, dass mein Vater schon dort angekommen ist. Dann hat er den Gruß an die Nachbarin wohl schon ausgerichtet.
Dr. Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
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