Was für ein Kontrast: Hier eine Gesellschaft, in denen der Staat sich sogar der 350 Fledermäuse in einem Gotteshaus annimmt. Dort nimmt der Staat den letzten 100 Christen von Bursa die Kirche weg, die ihnen bisher Heimat war.
Was für ein Kontrast: Hier eine Gesellschaft, in denen der Staat sich sogar der 350 Fledermäuse in einem Gotteshaus annimmt. Dort nimmt der Staat den letzten 100 Christen von Bursa die Kirche weg, die ihnen bisher Heimat war.
Dass uns die eigenen Erlebnisse von Verfolgung und Vertreibung fehlen, ist Glück und Tragik zugleich.
Jetzt steht die Kirche also ganz offiziell unter Naturschutz.
Nein, kein Witz!
Freilich nicht die ganze katholische Kirche – aber das Land Salzburg hat tatsächlich die Pfarrkirche St. Georgen zu einem „Natura 2000“-Naturschutzgebiet erklärt. Das Gotteshaus beherbergt nämlich in seinem Dachstuhl zwei seltene und daher schützenswerte Fledermausarten.
Was für ein Kontrast zu einer anderen Meldung der Vorwoche: In der westtürkischen Stadt Bursa werden die Christen aus der einzigen Kirche vertrieben, die es dort gibt. Orthodoxe, Katholiken und Protestanten, die bisher die Kirche gemeinsam nutzten, müssen sie auf staatlichen Befehl innerhalb weniger Tage räumen.
Was für ein Kontrast: Hier eine Gesellschaft, in denen der Staat sich sogar der 350 Fledermäuse in einem Gotteshaus annimmt. Dort nimmt der Staat den letzten 100 Christen von Bursa die Kirche weg, die ihnen bisher Heimat war. Bursa ist nur ein kleines Beispiel für die Schwierigkeiten und die Verfolgung, die Christen in vielen Ländern zu erdulden haben. Das große Interview im SONNTAG (Seite 8 und 9: Alle 5 Minuten eine Ermordung) ist diesmal diesem Thema gewidmet.
Wenn wir daneben die Meldung über die Pfarrkirche St. Georgen hören, wird nicht nur klar, wie unvergleichlich gut es uns hier geht. In Wirklichkeit können wir es uns überhaupt nicht vorstellen, was es heißt, für den Glauben verfolgt zu werden. Vielleicht lässt das Thema auch deshalb so viele kalt.
Und das erklärt vielleicht auch, warum so viele Österreicher am Flüchtlingselend ungerührt vorbeigehen können. Wenn man in einem Land mit unseren Luxusproblemen lebt, fällt es offenbar schwer, sich von der Realität von Verfolgung und Vertreibung anrühren zu lassen. Dass uns dafür die eigenen Erlebnisse fehlen, ist also Glück und Tragik zugleich.
Dr. Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
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