Klartext also aus Rom in einer heißen Frage. Das ist neu – aber tut gut.
Klartext also aus Rom in einer heißen Frage. Das ist neu – aber tut gut.
Klartext aus Rom in einer heiklen Frage.
Normalerweise lässt Franziskus seinen Mitarbeitern viel Freiraum, was gelegentlich auch für Verwirrung sorgt: Ist das, was ein Kurienkardinal sagt, auch Meinung des Papstes? Nun hat der Papst aber den Chef jener vatikanischen Behörde deutlich in die Schranken gewiesen, die für die Feier der Messe zuständig ist. Dieser, Kardinal Robert Sarah, hatte bei einer Tagung in London erklärt, Priester sollten die Messe in dieselbe Richtung feiern wie die Gläubigen, nämlich nach Osten bzw. mit Blick auf die Apsis – und nicht mit Blick auf das Volk. Ein guter Beginn dafür wäre der 1. Adventsonntag.
Bei der Richtung des Zelebranten geht es um liturgische Fragen, die man so oder so beantworten kann. Für die jetzige, in den 1960er-Jahren eingeführte Zelebrationsrichtung hin zum Volk spricht, dass damit der Charakter des (Letzten Abend-)Mahles stärker zum Ausdruck kommt. In der Praxis entsteht aber oft weniger der Eindruck einer um den Tisch des Herrn versammelten Gemeinde, als dass Priester und Volk einander an der Trennlinie des Volksaltars gegenüberstehen. Aber auch die andere Auffassung – der Priester soll sozusagen an der Spitze der zum Auferstandenen gerichteten Gemeinde stehen – wird oft durch die Architektur konterkariert, wo im Kirchenraum das Volk ist und weit vorn, jenseits des Chorgestühls, recht distanziert von seiner Gemeinde, der Priester einsam agiert.
Man kann da ruhig über Weiterentwicklungen nachdenken. Aber eben ruhig. Darum ist es gut, dass der Papst umgehend und unüblich eindeutig verlauten ließ: Nein, es wird keine offizielle Umstellung bis zum 1. Advent geben. Und man solle auch nicht von einer „Reform der Liturgiereform“ im Auftrag des Papstes sprechen. Klartext also aus Rom in einer heißen Frage. Das ist neu – aber tut gut.
Dr. Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
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