Auch Einfühlungsvermögen in die Gemütsverfassung unserer Landsleute ist gefordert.
Auch Einfühlungsvermögen in die Gemütsverfassung unserer Landsleute ist gefordert.
Die Asylberechtigten in die Gesellschaft zu integrieren ist keine kleine Aufgabe. Was ist in dieser Situation von uns Christen gefordert? Energie, Einfallsreichtum, Geduld und Hilfsbereitschaft auf jeden Fall.
Der Integrationsbericht, den Außenminister Kurz gerade vorgelegt hat, listet es nüchtern in Zahlen auf: Im vergangenen Jahr haben 88.340 Menschen in Österreich um Asyl angesucht – so viel wie in den vergangenen fünf Jahren zusammen.
Untergebracht sind sie nun alle, aber das eigentliche Problem muss erst gelöst werden: Erfahrungsgemäß wird etwa die Hälfte dieser Menschen Asyl gewährt bekommen und in Österreich bleiben – wie kann man sie erfolgreich in die Gesellschaft integrieren?
Das ist keine kleine Aufgabe. Sie kostet Geld, braucht viele Menschen, die mithelfen, und sie wird uns viele Jahre lang beschäftigen.
So wird bis 2021 höchstens die Hälfte der Asylberechtigten eine geregelte Arbeit in Österreich gefunden haben, schätzt das AMS. Mangelhafte Ausbildung und die fremde Herkunftskultur tragen dazu bei.
Die Integration wird viel Geld und viel Personal brauchen – sie ist also zunächst ein finanzielles Opfer der Österreicher. Das kann die Ablehnung noch vergrößern, die jetzt schon den Zuwanderern gilt.
Viele Österreicher haben jetzt schon das Gefühl, ungerechterweise zu kurz zu kommen. Es genügen kleine Erlebnisse, um dieses Gefühl in echten Zorn zu verwandeln.
Ich habe etwa kürzlich von jemandem gehört, der acht Stunden im AKH warten musste. Zuerst kamen nämlich alle Flüchtlinge dran, weil ihr Dolmetscher nur an diesem Tag verfügbar ist.
Was ist in dieser Situation von uns Christen gefordert? Geduld und Hilfsbereitschaft jedenfalls.
Aber auch Einfühlungsvermögen in die Gemütsverfassung unserer Landsleute – und dass wir Energie und Einfallsreichtum investieren, dass die Gesellschaft nicht auseinanderdriftet.
Das kann schwer werden – aber andernfalls zahlen wir am Ende alle drauf.
Dr. Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
Asyl und Flucht - Häufige Fragen und Antworten - diakonie.at
Asyl in Österreich - Sie haben Fragen zu Asyl? - amnesty.at
Asylkoordination Österreich - Nichtregierungsorganisation
BFA - Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl
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