Weil ich, um wirklich lieben zu können, die große Liebe meines Lebens hintanstellen müsste, nämlich mich. Das ist so furchtbar schwer. Und doch: Es muss ganz groß sein.
Weil ich, um wirklich lieben zu können, die große Liebe meines Lebens hintanstellen müsste, nämlich mich. Das ist so furchtbar schwer. Und doch: Es muss ganz groß sein.
Wirklich lieben – das ist die eigentliche, anspruchsvolle und schmerzhafte Nachfolge Christi, zu der auch das Kreuz gehört.
Was ist Mission? Was heißt es, andere zu bekehren?
Mutter Teresa wird ein Satz zugesprochen, der es in sich hat: „Anfangs glaubte ich, bekehren zu müssen. Inzwischen habe ich gelernt, dass es meine Aufgabe ist, zu lieben. Und die Liebe bekehrt, wen sie will.“
Lieben ist also der eigentliche Bekehrungsakt, den der Mensch leisten kann. Mich führt dieser Satz der (bald) heiligen Teresa an ein Wort des hl. Augustinus. Diesem Heiligen lasten die heutigen Theologen oft die verfehlte Leibfeindlichkeit in der Kirche an, genauso wie die fatale Rechtfertigung von Zwangsbekehrungen. Und doch war er es, der die überraschende Lebens-Richtschnur gegeben hat: „Liebe – und tu, was du willst!“
Die Worte der beiden Heiligen bestürzen mich.
Nicht, weil sie nach Anarchie oder verantwortungsloser Gefühlsduselei klingen. Das Gegenteil ist ja der Fall: Wirklich lieben – das ist die eigentliche, anspruchsvolle und schmerzhafte Nachfolge Christi, zu der auch das Kreuz gehört.
Mit Nettigkeit hat das gar nichts zu tun. Nett ist auch jeder halbwegs schlaue Egoist. Mich bestürzt der von den Heiligen aufgezeigte Weg. Weil lieben heißt, sich führen zu lassen. Weil ich, um wirklich lieben zu können, die große Liebe meines Lebens hintanstellen müsste, nämlich mich. Das ist so furchtbar schwer. Und doch: Es muss ganz groß sein.
Viel zu selten zwängt der Heilige Geist mein Herz (oft mit Hilfe meiner Frau oder meiner Kinder) einen Spalt auf, und ich spüre einen Funken von der Zärtlichkeit, mit der Gott liebt – und schon das ist überwältigend. Ganz Diener dieser Zärtlichkeit sein zu können, das wär‘s!
Wollen und Müssen und Pflicht und Kür würden dann zweitrangig. Denn es ist ja dann die Liebe, die tut, was sie will.
Warum nur bin ich für diesen abenteuerlichen Weg noch immer zu feige?
Dr. Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
Mutter Teresa und die Missionarinnen der Nächstenliebe
hl. Augustinus
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien