Es ist nicht immer das Volk ist, dass sich an Gottes Zärtlichkeit orientiert und die Liebesbotschaft des Evangeliums hochhält.
Es ist nicht immer das Volk ist, dass sich an Gottes Zärtlichkeit orientiert und die Liebesbotschaft des Evangeliums hochhält.
Wie leicht passiert es doch, dass wir Kompromisse zwischen dem, was der Glaube uns sagt und was der Zeitgeist uns einredet, machen.
Im Mai hat eine Minderheit der philippinischen Bevölkerung den rabiaten Populisten Rodrigo Duterte zum Präsidenten gewählt.
Duterte hat die Polizei und Bürgerwehren ermuntert, Selbstjustiz gegen die Drogenkriminalität anzuwenden und Dealer ohne Verfahren einfach umzulegen. Seit Mai sollen schon 2000 echte oder angebliche Rauschgifthändler auf der Straße umgebracht worden sein.
Die philippinischen Bischöfe haben nun ein weiteres Mal gegen das Morden und den damit verbundenen Niedergang des Rechtsstaates protestiert. „Das Ziel von Gerechtigkeit ist nicht Rache“, heißt es in einem Hirtenbrief.
Zuvor hatte etwa Kardinal Tagle von Manila von einem „straflos verübten Massaker“ gesprochen.
Die philippinischen Bischöfe beweisen Rückgrat. Nicht einmal so sehr gegenüber der Regierung als gegenüber den eigenen Leuten.
In Umfragen genießt Präsident Duterte nämlich die Unterstützung der großen Mehrheit der Katholiken im Land.
Nicht jeder ist ausdrücklich dafür, Drogenbosse oder wen man dazu erklärt, einfach abzuknallen – aber es hindert sie nicht daran, hinter Duterte zu stehen.
Zwei Gedanken kommen mir: Der eine ist, dass es nicht immer das Volk ist, dass sich an Gottes Zärtlichkeit orientiert und die Liebesbotschaft des Evangeliums hochhält – manchmal können das auch die Bischöfe sein.
Und der andere Gedanke: Wie leicht passiert es doch, dass wir Kompromisse zwischen dem, was der Glaube uns sagt und was der Zeitgeist uns einredet, machen. Wie leicht weichen wir von der Nachfolge Christi ab, wenn alle anderen das auch tun.
Und aus großer geografischer oder zeitlicher Entfernung sehen wir sehr gut, wenn die anderen einem Zeitirrtum auf den Leim gehen.
Nur bei uns selber haben wir das Gefühl, dass wir alles ganz richtig sehen und machen.
Dr. Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
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