Welcher Kandidat erfüllt eher den Willen des Vaters? Das ist keine leichte Frage, die restlos eindeutig beantwortbar wäre – man muss als Christ zu seinem eigenen Ergebnis kommen
Welcher Kandidat erfüllt eher den Willen des Vaters? Das ist keine leichte Frage, die restlos eindeutig beantwortbar wäre – man muss als Christ zu seinem eigenen Ergebnis kommen
Einen einzelnen Aspekt herauszunehmen, geht nicht. Das sagt auch die katholische Lehre, etwa in einem Dokument der Glaubenskongregation: „Der politische Einsatz für einen isolierten Aspekt der Soziallehre der Kirche würde der Verantwortung für das Gemeinwohl nicht gerecht werden.“
Seit die Kandidaten für die Bundespräsidenten-Stichwahl feststehen, wird unser Erzbischof bestürmt, sich doch für den einen oder den anderen stark zu machen. Hofer und seine Partei vergiften das Klima in Österreich und polemisieren gegen Flüchtlinge, sagen die einen. Van der Bellen und die Grünen sind fern von christlichen Werten und setzen sich für die Abtreibung ein, sagen die anderen.
Es sei doch klar, für wen die Kirche hier Stellung beziehen müsste, sagen beide.
Aber so einfach ist es nicht. So klar sind die Linien nicht. Sonst gäbe es unter uns Christen ja nicht zwei Anhängergruppen. Aber ich verstehe den Ruf nach einer klaren Aussage der Kirchenführung – eben weil es so kompliziert ist.
Da will man Klarheit. Und die Versuchung ist groß, sich dabei auf einfache Schemata zu beschränken (Wer von den beiden ist gläubig? Wer von den beiden ist freundlich zu Flüchtlingen?).
Aber einen einzelnen Aspekt herauszunehmen, geht nicht. Das sagt auch die katholische Lehre, etwa in einem Dokument der Glaubenskongregation: „Der politische Einsatz für einen isolierten Aspekt der Soziallehre der Kirche würde der Verantwortung für das Gemeinwohl nicht gerecht.“
Auch die neue Plakatserie der FPÖ mit der Formel „So wahr mir Gott helfe“ ist da ein guter Anlass, hinter die Etiketten zu schauen. Der Stachel in meinem Fleisch ist hier das Christuswort, dass es nicht darauf ankommt, „Herr, Herr“ zu sagen, sondern „den Willen meines Vaters im Himmel“ zu erfüllen (Mt 7,21).
Welcher Kandidat erfüllt eher den Willen des Vaters? Das ist keine leichte Frage, die restlos eindeutig beantwortbar wäre – man muss als Christ zu seinem eigenen Ergebnis kommen. Darum finde ich es gut, wenn unsere Bischöfe uns die Arbeit, eine Antwort zu finden, nicht abnehmen.
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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