Und es ist niemand da, um es wieder gutzumachen, außer uns selber. Eine vielleicht bittere Aufgabe, mit der wir nie ganz fertig werden. Aber eine echte Nachfolge Christi.
Und es ist niemand da, um es wieder gutzumachen, außer uns selber. Eine vielleicht bittere Aufgabe, mit der wir nie ganz fertig werden. Aber eine echte Nachfolge Christi.
Es gibt in der Kirche immer wieder Menschen, die die Botschaft von der barmherzigen Liebe Gottes, von der Erlösung durch Christus, von der Geborgenheit beim liebenden Vater zur Farce machen.
Der Fund vieler Kinderleichen auf dem Gelände eines früheren Heims für ledige Mütter in Irland hat Schlagzeilen gemacht. Das Faktum war ja schon bekannt: 2014 hatte eine Lokalhistorikerin herausgefunden, dass es während des Betriebs von 1925 bis 1961 zwar 796 gemeldete Todesfälle von Kindern gab, aber nur ein einziges Begräbnis. Offenbar hatte man tote Kinder einfach „entsorgt“.
Es steht zu befürchten, dass das typisch war für die lieblose Art, wie man dort die ledigen Mütter und ihre „Kinder der Schande“ behandelt hat. Die Mütter mussten danach bald das Heim verlassen, „Wiederholungstäterinnen“ sogar sofort nach der Geburt. Ihre Kinder blieben, wurden an Pflegefamilien weitergereicht oder – wohl oft illegal und unter der Hand – zur Adoption freigegeben.
Wenn sie am Leben blieben. Denn ungeliebte, vernachlässigte Kinder haben eine hohe Sterberate. Dass die Zeiten damals eben härter waren, ist keine Antwort. Wer, wenn nicht die Christen, hätten dort Liebe bringen müssen, wo es nur Verachtung gab? Der Orden der „Schwestern der guten Hilfe“ hat das Heim betrieben. Wo war die gute Hilfe?
Es gibt in der Kirche immer wieder Menschen, manchmal ganze Gemeinschaften, die ganz Kinder ihrer Zeit werden: in harten Zeiten hart, in freudlosen Zeiten freudlos, in orientierungslosen Zeiten richtungslos. Und es gibt auch einfach Missetäter – wir haben das in der Missbrauchskrise erkennen müssen.
Sie machen die Botschaft von der barmherzigen Liebe Gottes, von der Erlösung durch Christus, von der Geborgenheit beim liebenden Vater zur Farce. Wer soll daran noch glauben?
Und es ist niemand da, um es wieder gutzumachen, außer uns selber. Eine vielleicht bittere Aufgabe, mit der wir nie ganz fertig werden. Aber eine echte Nachfolge Christi.
aktuell: Hilfe für Mutter & Kind
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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