Priester im Dienst - für alle zu sehen, den Blicken, der Kritik, dem Spott preisgegeben. Und wie beim Fußballtrainer oder dem Bundeskanzler wissen alle ganz genau, wie er sein Amt am besten ausüben sollte.
Priester im Dienst - für alle zu sehen, den Blicken, der Kritik, dem Spott preisgegeben. Und wie beim Fußballtrainer oder dem Bundeskanzler wissen alle ganz genau, wie er sein Amt am besten ausüben sollte.
Wäre es nicht eine gute Idee, wenn wir den nächsten Sonntag zum Wir-sagen-unseren-Priestern-einmal-so-richtig-Danke!-Tag machen?
Ich möchte heute hier auf eine Randgruppe aufmerksam machen, auf die oft vergessen wird. Palmsonntag, Gründonnerstag, Aschermittwoch, Osternacht, Ostersonntag, Ostermontag, dazu in vielen Pfarren Erwachsenentaufen, Friedhofsumgänge, Emausgänge...
Die Erstkommunion steht bevor, und der Firmunterricht geht in den Endspurt. In wohlerzogenen Pfarren dankt der Pfarrer am Ende allen, die beigetragen haben: Ministrantinnen und Chor, Mesner und Organistin, für die Blumen und den Frühjahrsputz. Oft gibt es verdienten Applaus.
Nicht nur für die Vorbereitung und Durchführung von sechs Hochfesten in fünf Tagen, für die Stunden im Beichtstuhl, für die Predigten, für die sicher oft nicht einfache Koordination aller Helferinnen und Helfer – sondern vor allem auch dafür, dass sie sich mit ihrer ganzen Person in den Dienst und damit einer unerbittlichen Öffentlichkeit stellen.
Jeder sieht, wenn der Priester einmal nicht gut drauf ist. Ob er gähnt oder heute nicht gut rasiert ist. Wenn er bei der Predigt den Faden verliert oder sich im Messbuch verblättert. Ob er falsch singt oder jemanden griesgrämig angeschaut hat. Oder jemanden gar nicht angeschaut hat. Und hat er vielleicht gar beim Schlussdank auf jemanden vergessen? Und wie beim Fußballtrainer oder dem Bundeskanzler wissen alle ganz genau, wie er sein Amt am besten ausüben sollte.
Ein befreundeter Priester hat mir einmal gesagt, dass es schon ein bisschen so ist, als würde man bei der Weihe zu Christus ans Kreuz gebunden: für alle zu sehen, den Blicken, der Kritik, dem Spott preisgegeben. Natürlich: Sie haben den Dienst freiwillig gewählt, und es ist ein schöner Dienst.
Wäre es nicht trotzdem eine gute Idee, wenn wir den nächsten Sonntag zum Wir-sagen-unseren-Priestern-einmal-so-richtig-Danke!-Tag machen?
Der Autor:
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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