Jesus Christus hat uns aufgetragen, auf jeden Fall die mächtigste Waffe einzusetzen, die wir haben: die Liebe. Nur sie bringt den Sieg.
Jesus Christus hat uns aufgetragen, auf jeden Fall die mächtigste Waffe einzusetzen, die wir haben: die Liebe. Nur sie bringt den Sieg.
Das ökumenische Gebet für die verfolgten Christen der Gegenwart erinnert uns an einen eindringlichen Echtheitsbeweis des Christseins.
Vorige Woche habe ich hier von der Westminster Cathedral geschrieben, der katholischen Kathedrale von London, wo auch der Märtyrer der Reformationszeit gedacht wird, die von den Anglikanern zu Tode gefoltert wurden. Ich schrieb vom Gebet, das ich dort las und das heute versöhnlich für alle bittet, „die das Evangelium in diesem Land bezeugen“.
Zwei Tage nach meinem Besuch in der Kathedrale war ich in der anglikanischen Westminster Abbey. Dort ist unter anderem die Königin Mary begraben, die „Bloody Mary“. Sie wollte den Katholizismus wieder einführen und ließ fast 300 Anglikaner hinrichten.
Auch hier ruft eine versöhnliche Inschrift auf, „all jener zu gedenken, die, durch verschiedene Überzeugungen in der Reformationszeit getrennt, ihr Leben hingegeben haben um Christi und ihres Gewissens willen“.
Es tut gut, zu wissen, wie grausam sich einst Christen gegenseitig bekämpft haben und wie versöhnt wir heute sind. Es ist ein wunderbares Zeugnis für die Echtheit des Christentums, wenn beide Seiten aufeinander zugehen, einander verzeihen und miteinander weitermachen.
Das ökumenische Gebet am vergangenen Sonntag für die verfolgten Christen der Gegenwart erinnert uns aber an einen noch viel eindringlicheren Echtheitsbeweis des Christseins: Dass wir auch einseitig verzeihen und lieben sollen, wenn die andere Seite das nicht tut. Das fällt sehr schwer. Aber Christus war in seinem Auftrag an uns da ganz eindeutig.
Er hat nicht verlangt, dass wir angesichts der Verfolgung von Brüdern oder Schwestern tatenlos zuschauen oder gar wegschauen. Aber er hat uns aufgetragen, auf jeden Fall die mächtigste Waffe einzusetzen, die wir haben: die Liebe. Nur sie bringt den Sieg.
Wie schwer muss das denen fallen, die unmittelbar betroffen sind – wenn schon wir in unserer Komfortsituation damit kaum klarkommen?
Der Autor:
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
weitere Texte von Michael Prüller
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at