Immerhin hat es sogar heiligmäßige Politiker gegeben - wie etwa Hildegard Burjan oder den französischen Ministerpräsidenten Robert Schuman, für den ein Seligsprechungsverfahren im Laufen ist.
Sonntag 29. Dezember 2024
18.05.2017
· Österreich & Weltkirche · Lebenszeugnis
Mehr als nur ein fähiger Politiker
Und wie steht denn die Kirche zu Sebastian Kurz?“, werde ich in diesen Tagen immer wieder gefragt. Darauf gibt es keine Antwort, die so knapp wäre, dass sie in diese Kolumne passte. Aber wenn man mich fragt, „Wie stehst denn du als Christ zu Sebastian Kurz?“, dann habe ich eine passende Antwort: Ich werde versuchen, mir in den nächsten Monaten ein Bild über den „mächtigsten ÖVP-Chef aller Zeiten“ zu machen. Meine Frage dabei lautet: Ist er nicht nur ein fähiger, sondern auch ein guter Politiker?
So etwas erkennt man etwa daran, ob jemand mit Respekt auch über jene redet, die ihm nicht wohlgesonnen sind. Oder über die Schwachen, besonders die, die ihm nicht als Wähler etwas bedeuten. Lässt er in Sprache und Gestus erkennen, dass ihm die Würde jedes Menschen heilig ist?
Das offenbart mehr als jedes Wahlprogramm, ob jemand so viel Charakter hat, dass ich ihm das Schicksal meiner Familie anvertrauen würde. Hat er den nicht, wäre ich auch dagegen, ihm die Verantwortung für das ganze Land anzuvertrauen.
Sagen Sie jetzt bitte nicht, dass ich hier zu viel verlange. Dass Kurz doch nur Politiker sei, und da sei nur wichtig, ob sie was zustande bringen und dabei nicht stehlen.
Das wäre aber zu anspruchslos. Immerhin hat es sogar heiligmäßige Politiker gegeben, wie etwa Hildegard Burjan oder den französischen Ministerpräsidenten Robert Schuman, für den ein Seligsprechungsverfahren im Laufen ist.
Politiker müssen nicht Heilige sein, um segensreich zu wirken, um ihr Land nachhaltig lebens- und liebenswerter zu machen. Aber sie brauchen dafür mehr als nur Schlagfertigkeit und Durchsetzungskraft. Es ist vielleicht ungerecht, gerade bei Kurz so genau hinzuschauen.
Vielleicht bringt mich seine Kombination von jugendlichem Alter, Machtfülle und Ehrgeiz dazu. Weil sie ein Unsicherheitsfaktor ist.
erstellt von: Der SONNTAG / Michael Prüller
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Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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