Da der Zölibat kein direkt von Christus gegebener Auftrag ist, kann die Kirche ihn auch einmal abschaffen, ohne ihrem Gründer untreu zu werden.
Da der Zölibat kein direkt von Christus gegebener Auftrag ist, kann die Kirche ihn auch einmal abschaffen, ohne ihrem Gründer untreu zu werden.
Dass die Kirche schon bald diese für sie so prägende Tradition über Bord wirft, die bereits bei der Synode von Elvira im Jahr 306 dokumentiert wurde, ist alles andere als fix.
In den vergangenen Tagen war in kirchlichen Medien wieder einmal der Zölibat der Priester ein Thema. Ende Oktober hieß es, der Papst prüfe die Zulassung von Verheirateten zum Priesteramt. Wenige Tage später sprach sich der Münchner Erzbischof Reinhard Marx bei einer Tagung dafür aus, die Sache gründlich durchzudenken. Der Theologe Paul Zulehner meinte bei derselben Tagung sogar, dass die Priesterweihe von Verheirateten in diesem Pontifikat sicher kommen werde.
Ich wäre da nicht so sicher. Ob Papst Franziskus wirklich prüfen lässt, ist nicht klar. Klar ist nur, dass ihm ein entsprechender Vorschlag des emeritierten Bischofs Erwin Kräutler aus Brasilien vorliegt.
Im März hatte der Papst in einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ davon gesprochen, dass man darüber nachdenken müsse, „ob viri probati eine Lösung“ wären (viri probati meint die Weihe von in der Gemeinde bewährten, auch verheirateten, Männern).
Der Papst hat aber deutlich gemacht, dass er dabei an die Probleme in Weltgegenden denkt, wo in manche Dörfer für Monate oder Jahre kein Priester kommt. Xingu, die ehemalige Diözese von Bischof Kräutler ist so ein Fall: Sie ist 40-mal (!) so groß wie die Erzdiözese Wien, hat aber nur 30 Priester für die dort weit verstreut lebenden 330.000 Katholiken.
In unserer viel kompakteren Diözese gibt es mehr als 1.000 Priester bei 1,2 Millionen Katholiken.
Und der Papst hat auch gesagt, dass er prinzipiell an der Verpflichtung zum Zölibat festhalten will. Freiwilligkeit sei nicht die Lösung.
Da der Zölibat kein direkt von Christus gegebener Auftrag ist, kann die Kirche ihn auch einmal abschaffen, ohne ihrem Gründer untreu zu werden. Und es gibt bis heute verheiratete Priester auch in der katholischen Kirche.
Aber dass die Kirche schon bald diese für sie so prägende Tradition über Bord wirft, die bereits bei der Synode von Elvira im Jahr 306 dokumentiert wurde, ist alles andere als fix.
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