Statt all den Thesen über „Die Kirche muss...“ und „Wir brauchen...“ würde ich eine einzige Reformthese vorschlagen: „Nehmen wir Gläubige unseren Glauben ernst – vor allem, dass die Gnade auch wirklich wirkt“.
Statt all den Thesen über „Die Kirche muss...“ und „Wir brauchen...“ würde ich eine einzige Reformthese vorschlagen: „Nehmen wir Gläubige unseren Glauben ernst – vor allem, dass die Gnade auch wirklich wirkt“.
Haben wir nicht vielleicht weniger eine Spracharmut als eine Armut an konkreten Erlebnissen mit Christus, die es uns wert sind, sie weiterzuerzählen?
Die anerkannte deutsche theologische Zeitung „Christ in der Gegenwart“ hat in den letzten Wochen mit einem Leitartikel für große Aufmerksamkeit gesorgt. Er trägt den Titel „Wie sich der christliche Glaube erneuern kann“ und führt die Antwort in neun „Reformthesen“ aus.
Ich muss sagen: Mich überzeugen sie nicht. Ich habe schon Probleme mit dem Titel. Der Glaube erneuert nie sich selbst. Gott erneuert ihn – wenn der Christ sich dafür öffnet. Das mag jetzt I-Tüpfelreiterei sein. Aber auch was folgt, kommt mir vielfach ziemlich unfruchtbar vor.
Die erste Reformthese heißt: „Die Kirche braucht eine Sprachoffensive“. Da geht es darum, dass normale Menschen verstehen sollen, warum es beim Glauben geht. Das ist ja o.k. Aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand, der eine Gotteserfahrung gemacht hat, davon nicht so erzählen könnte, dass er verstanden wird und berührt. Haben wir nicht vielleicht weniger eine Spracharmut als eine Armut an konkreten Erlebnissen mit Christus, die es uns wert sind, sie weiterzuerzählen?
Immerhin scheint mir dieser Gedanke in der These 3 aufzuleuchten: „Wir brauchen mehr Gott und weniger Kirche“. Aber dort wird dann die den Autoren zu Recht so wichtige Gottesfrage so ausgedrückt: „Wer oder was ist Gott? Was bedeutet in diesem Zusammenhang Person? Welche Bedeutung haben relationales und prozesshaftes Denken, um sich Gott anzunähern?“ Womit wir eigentlich wieder beim Sprachanliegen von These 1 sind...
Einiges an dem Artikel sagt mir auch zu, etwa zur Liturgie. Aber statt all den Thesen über „Die Kirche muss...“ und „Wir brauchen...“ würde ich eine einzige Reformthese vorschlagen: „Nehmen wir Gläubige unseren Glauben ernst – vor allem, dass die Gnade auch wirklich wirkt“. Öffnen wir uns der Gnade, beten wir um den Geist, nähern wir uns Christus an – dann wird unser Glaube neu, und mit ihm und uns auch die Kirche.
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