„Adám“ ist das hebräische Wort für „Mensch“.
„Adám“ ist das hebräische Wort für „Mensch“.
Eine Reihe von Internet-Portalen trugen die Mär der angeblich gegenderten Bibel weiter.
Es war eigentlich ganz unspektakulär: In der Schweizer Diözese Chur ärgert sich ein Herr, der in der vor einem Jahr erschienenen offiziellen Bibelübersetzung liest.
Er weiß offenbar nicht, dass „Adám“ das hebräische Wort für „Mensch“ ist und daher auch schon früher in den meisten Stellen, wo es in der Bibel vorkommt, mit „Mensch“ übersetzt wurde.
Weil in der neuen Übersetzung nun auch steht: „Der Mensch erkannte Eva, seine Frau“, hält der Herr aus Chur das fälschlich für Gendersprache und bringt die Boulevardzeitung „Blick“ dazu, daraus einen Sensationsartikel zu machen, mit dem Unsinnstitel: „Katholiken streichen Adam aus der Bibel!“
Darin widerlegt zwar ein Experte den Vorwurf, hier wären Ideologen als Übersetzer am Werk gewesen.
Aber eine Reihe von Internet-Portalen tragen die Mär der angeblich gegenderten Bibel weiter.
Niemand hat sich die Mühe gemacht, in das Buch hineinzuschauen. Dort findet man nämlich keine gegenderte Sprache. Es gibt kein Binnen-I, keine geschlechtsneutralen Umformulierungen, also etwa keine „Jüngerinnen“.
Nur dort, wo Paulus eine ganze Gemeinde anspricht, Männer und Frauen, steht nun: „Brüder und Schwestern!“
Auch ein Kommentator in der Kronenzeitung übernimmt den ganzen Unsinn – und sorgt damit für weihnachtliche Aufregung: Zahllose besorgte bis erboste Katholiken beschweren sich beim Kardinal über die angeblich verunstaltete Bibelübersetzung.
Das hat mich schon nachdenklich gemacht: Jeder weiß, dass die Medien unverlässlich sind. Trotzdem sind viele sofort bereit, den Bischöfen des deutschen Sprachraums, die die neue Übersetzung verantworten, gender-ideologische Verblendung zuzutrauen.
Wie schön wäre es, wenn wir Katholiken voneinander zunächst einmal das Beste annehmen würden, zumindest so lange, bis wir untrügliche Beweise haben, dass der andere tatsächlich ein Trottel ist. Wäre das nicht ein hervorragender Neujahrsvorsatz?
Stellungnahme von Kardinal Schönborn
zum "Kronen Zeitung"-Artikel mit dem Titel
"Im Namen des Vaters?"
für alle Interessierten
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