Auch bei der „Ehe für alle“ steht laut Gesetz Gutes, das Füreinander-Einstehen, im Zentrum.
Freitag 22. November 2024
17.02.2018
· Österreich & Weltkirche · Ehe & Hochzeit
Wenn Vergleiche verletzen
Eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft ist etwas so fundamental anderes als etwa ein KZ und ohne jeden gemeinsamen Nenner, sodass ich alle gut verstehe, die eine solche Darstellung verletzt.
Die Frage, ob es Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben kann, hat die Wogen hochgehen lassen. Der emeritierte Salzburger Weihbischof Andreas Laun gab dazu in einem Kommentar ein klares Nein: Die Kirche könne zwar Sünder segnen, aber nicht Sündiges. Deshalb dürfe sie ja auch kein KZ segnen, keine Abtreibungsklinik oder eine Mafia-Familie.
Dagegen gab es umgehend Konter: Der Salzburger und der Wiener Erzbischof erklärten diesen Vergleich für inakzeptabel. Und Weihbischof Laun entschuldigte sich für alle ungewollten Verletzungen. Seine Aufzählung habe ja nur einen einzigen gemeinsamen Nenner gehabt: „Das ist gegen die Gebote Gottes.“
Ich bin kein Moraltheologe, aber mich überzeugt diese Analogie nicht. Egal wie man zum Wert oder Unwert ausgelebter Homosexualität steht: Eine Partnerschaft mag sündhafte Elemente enthalten – und ich fürchte, fast jede tut das –, aber wird sie dadurch wirklich selber zur Sünde?
Eine Handlung kann in sich schlecht und eine Sünde sein, etwa ein Mord. Auch ein Plan oder eine Einrichtung können in sich so schlecht sein, dass sie auch nicht gut werden, wenn in ihnen Gutes vorkommt. Ein KZ wird nicht gut, wenn dort jemand sein Leben für andere opfert.
KZs, Abtreibungskliniken, Mafia-Familien sind dafür da und darauf ausgerichtet, Böses zu tun. Der Hauptzweck einer Partnerschaft ist aber nicht, „sündigen Sex“ zu haben, denn dafür braucht es die gegenseitige Verpflichtung nicht.
Auch bei der „Ehe für alle“ steht laut Gesetz Gutes, das Füreinander-Einstehen, im Zentrum.
Ich bin sehr skeptisch, was Segnungsfeiern als eine Art „Ersatzhochzeit“ betrifft. Und ich halte die „Ehe für alle“ für einen Rückschritt.
Aber eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft ist etwas so fundamental anderes als etwa ein KZ und ohne jeden gemeinsamen Nenner, sodass ich alle gut verstehe, die eine solche Darstellung verletzt.
erstellt von: Der SONNTAG / Michael Prüller
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Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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