Wir sind „steinreich“. Aber netto sind unsere Immobilien ein Verlustgeschäft.
Wir sind „steinreich“. Aber netto sind unsere Immobilien ein Verlustgeschäft.
Dass die Kirchen nicht zu Ruinen zerfallen, verdanken wir jenen, die die Differenz ausgleichen
Wie reich ist eigentlich die Kirche? Diese Frage kommt immer wieder und dreht sich meist um einen „sagenhaften“ Reichtum an Immobilien. Viele Teile der Kirche – Diözesen, Klöster usw. – halten tatsächlich wertvolle Liegenschaften. Es ist auch klar, warum: Es gibt uns schon sehr lange.
Die Kirchen, Klöster und Pfarrhöfe, die in früheren Jahrhunderten etwa rund um Wien entstanden – sozusagen in der Pampa – liegen nun mitten in der Stadt, in bester Lage.
Aber sie sind bis heute zum Großteil nicht kommerziell genutzt, sondern dienen dem Gebet, der Ruhe, der Bildung. Sie entschleunigen die Stadt, sind Einfallstore für die Gnade, Tankstellen für die Seele.
Und sie sind sehr teuer in der Erhaltung. Daher macht auch der ebenso vorhandene kommerzielle Immobilienbesitz die Kirche nicht zum Krösus. So ist etwa der jährliche Erlös der Handvoll Zinshäuser und anderer Ertragsbringer der Erzdiözese Wien mit 7,6 Millionen Euro zwar eine stattliche Summe – aber weniger als die 8,2 Millionen, die die Erzdiözese gleichzeitig für die Erhaltung von 1000 Kirchen und Kapellen, dazu Pfarrhöfen, Seminaren usw. ausgeben muss. Und die Pfarren selber und ihre Spender und Sponsoren bringen zusätzlich noch rund 17 Millionen Euro dafür auf.
Wir sind „steinreich“. Aber netto sind unsere Immobilien ein Verlustgeschäft.
Dass die Kirchen nicht zu Ruinen zerfallen, verdanken wir also jenen, die die Differenz ausgleichen: den Spendern und den vielen treuen Kirchenbeitragszahlern. Sie leisten damit dem ganzen Land und seinen Menschen einen wertvollen Dienst. Und an ihnen ist die Kirche reich, im besten Sinn.
weiterführende links: Die Restaurierung des Stephansdoms
Der Autor:
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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