Wir haben alle miteinander noch viel zu tun, dass niemand mehr fürchten muss, am Wunderbarsten zu zerbrechen, das es gibt – einem Kind.
Wir haben alle miteinander noch viel zu tun, dass niemand mehr fürchten muss, am Wunderbarsten zu zerbrechen, das es gibt – einem Kind.
Wie würde eine solche Abstimmungen ausgehen, würden Mütter die Fürsorge der Gesellschaft und auch der Kirche erleben?
In Irland hat sich das Volk am Wochenende mit einer Mehrheit für die Legalisierung der Abtreibung ausgesprochen.
Der „Standard“ zitiert dazu eine Frau, die den Ausgang der Abstimmung mitgefeiert hat: Sie sei von ihren Freundinnen geschnitten und von der Kirche ausgestoßen worden, als sie vor 46 Jahren als unverheiratete Jugendliche schwanger wurde: „Ich bin hier, weil ich 65 bin und Irland im Jahr 1972 kein guter Ort war, um 18 Jahre alt und schwanger und ganz allein zu sein.“
Ich habe mich da gefragt, ob solche Abstimmungen heute anders ausgehen würden, hätten ledige Mütter früher nicht die Ablehnung, sondern die Fürsorge der Gesellschaft und auch der Kirche erlebt.
Sicher bin ich mir nicht, denn gerade die Jüngeren, die nicht mehr ein lediges Kind als Schandmal erlebt haben, stimmten fast alle für die legale Abtreibung.
Mehr noch bewegt mich aber die Frage, ob Irland wirklich heute oder morgen ein besserer Ort ist, um 18 Jahre alt und schwanger und ganz allein zu sein.
Müsste nicht eine fürsorgliche Gesellschaft so jemandem mehr zu bieten haben als eine Pille, die diskret den kleinen Menschen tötet? Ist man nicht auch mutterseelenallein, wenn man mit dem Hinweis „Mach’s doch weg!“ im Stich gelassen wird – egal, ob man ratlose 18 ist oder sich mit 35 einem weiteren Kind nicht gewachsen fühlt?
Dass man ein Kind legal abtreiben kann, macht eine Gesellschaft nicht solidarischer. Eine Kultur des Lebens wird damit nicht aufgerichtet. Da haben wir alle miteinander noch viel zu tun, dass niemand mehr fürchten muss, am Wunderbarsten zu zerbrechen, das es gibt – einem Kind.
Der Autor:
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
weitere Texte von Michael Prüller
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at