„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit“, staunt der Achte Psalm. (Ps 8,5)
„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit“, staunt der Achte Psalm. (Ps 8,5)
Das große Thema Europas sind die Fremden: Das müsste die große Stunde von uns Christen sein. Denn wir kennen beide Seiten.
Das Buch Levitikus aus dem Alten Testament enthält so ernste Regeln, dass man sagt, „man liest jemandem die Leviten“, wenn man eine Strafpredigt hält.
Mitten in diesem Buch (Lev 19,34) steht ein brandaktuelles Gebot: „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen.“
Das große Thema Europas sind die Fremden: die vielen Menschen, die nach Europa wollen oder schon da sind, um hier für sich selber und ihre Kinder eine Zukunft zu finden.
Das müsste die große Stunde von uns Christen sein. Denn wir kennen beide Seiten.
Wir wissen Bescheid über die tiefe innere Heimatlosigkeit aller Menschen in einer gefallenen Welt. Jedes bisschen irdische Heimat ist den Menschen daher wichtig – und es kann nicht gut gehen, wenn immer mehr Menschen das Gefühl bekommen, in ihrem eigenen Land immer weniger zuhause zu sein.
Wir wissen aber auch Bescheid über die fundamentale Würde jedes Menschen, woher immer er stammt. (Ps 8,5) „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit“, staunt der Achte Psalm.
Des Menschen Kind, das meint auch den Afghanen und die Nigerianerin.
Europa muss Lösungen finden, die uns Europäern gerecht werden und genauso den Fremden. Das ist natürlich viel leichter gesagt als getan. Aber wenn wir keinen Weg finden, der der „Pracht und Herrlichkeit“ aller Menschen entspricht, ist das Europa, das wir lieben, so oder so bald Vergangenheit.
Der Autor:
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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