Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40 -ff)
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40 -ff)
Das ungarische Parlament hat noch ein Gesetz beschlossen: Der Staat hat künftig die Aufgabe, die „christliche Kultur Ungarns“ zu verteidigen. Aber wie christlich ist die überhaupt noch?
Das ungarische Parlament hat vor wenigen Tagen ein Gesetz beschlossen: Es verbietet die organisierte Hilfe für Flüchtlinge, die keine Lebensgefahr in ihrer Heimat geltend machen können und daher als illegale Einwanderer gelten.
Das Gesetz ist in sich fehlerhaft. So kann man künftig etwa ins Gefängnis kommen, wenn man einem Nicht-Asylberechtigten zu einem Asylverfahren verhilft.
Ob der aber tatsächlich nicht asylberechtigt ist, stellt sich ja erst bei dem Asylverfahren heraus.
Viele Helfer – ob sie Essen verteilen, Rechtstipps geben oder Jobs vermitteln – stehen nun mit einem Bein im Kriminal.
Das ungarische Parlament hat noch ein Gesetz beschlossen. Es untersagt – unter Androhung von Gefängnis – den 50.000 Obdachlosen des Landes, auf öffentlichem Grund zu leben, also etwa in U-Bahn-Schächten, Bahnhofsvorplätzen usw.
Das Gesetz verbietet also den Obdachlosen, obdachlos zu sein. Für ein Drittel von ihnen gibt es aber keine Schlafstellen. Und im Gefängnis zu landen statt unter der Brücke klingt idyllischer, als es ist.
Schon 2014 hat der Europarat kritisiert, dass die Haftanstalten überbelegt und Häftlinge regelmäßig verbaler und körperlicher Gewalt ausgesetzt sind. Caritasbischof Janos Szekely hat dem Parlament einen Satz von Papst Benedikt vorgehalten: „Der höchste Maßstab der Humanität einer Gesellschaft ist, wie sie mit den Armen, Alten, Kranken und Schwachen umgeht.“
Das ungarische Parlament hat noch ein Gesetz beschlossen: Der Staat hat künftig die Aufgabe, die „christliche Kultur Ungarns“ zu verteidigen. Aber wie christlich ist die überhaupt noch?
Der Autor:
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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