Im Leben geht es um die Hoffnung und um den Einsatz für die, die uns brauchen.
Im Leben geht es um die Hoffnung und um den Einsatz für die, die uns brauchen.
Mich fasziniert wie Ekkapol Chantawong sein Trüppchen – zwölf pubertierende Buben! – durch diese Zeit geführt hat: er muss es verstanden haben, ihnen in buchstäblich dunkelster Zeit Hoffnung zu geben
Sie haben sicher genauso angespannt wie ich das Drama der kleinen Fußballer in der thailändischen Höhle mitverfolgt.
Wir Menschen sind schon etwas ganz Eigenes: Jede Stunde sterben auf der Welt 140 Menschen im Straßenverkehr. Regt uns das auf? In Japan gab es über 100 Tote durch Unwetter – das war nur eine kurze Meldung wert.
Aber beim Kampf um die Rettung von zwölf Buben und ihrem Trainer hat die Welt den Atem angehalten.
Ich denke, das ist menschlich. Und es ist gut. Ein solches Drama bringt die Dinge auf den Punkt, um die es im Leben geht: um die Hoffnung und um den Einsatz für die, die uns brauchen. Ich denke da an die Tausenden Helfer. An den dabei gestorbenen Taucher Saman Kunan.
Ganz besonders nahe gegangen ist mir das Schicksal des 25-jährigen Trainers Ekkapol Chantawong.
Er hat mit zehn Jahren bei einer Epidemie zuerst seinen kleinen Bruder verloren, dann seine Eltern. Mit 12 Jahren kam er ins buddhistische Kloster, das er als Erwachsener wieder verließ, um die kranke Großmutter zu pflegen – und nebenbei als Hilfscoach der „Wilden Eber“ zu arbeiten.
Chantawong muss sich nun vorwerfen lassen, dass er in der Monsun-Saison gar nicht in die Höhle hätte gehen dürfen. Mich fasziniert aber, wie er sein Trüppchen – zwölf pubertierende Buben! – durch diese Zeit geführt hat: neun Tage im Finstern, ohne viel zu essen, auf engstem Raum und ohne jedes Wissen darüber, ob die Außenwelt sie nicht längst abgeschrieben hat.
Alle Schützlinge haben das Abenteuer überlebt. Er hat sein Essen unter ihnen verteilt und ihnen Meditieren beigebracht. Aber vor allem muss er es verstanden haben, ihnen in buchstäblich dunkelster Zeit Hoffnung zu geben. Mehr Held kann man gar nicht sein.
Der Autor:
Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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